„Die Damen mit den Schlangenhaaren gingen Percy langsam auf den Geist. Sie hätten schon vor drei Tagen sterben müssen, als er im Schnäppchenmarkt im Napa Valley eine Kiste Bowlingkugeln über ihnen ausgekippt hatte. Sie hätten vor zwei Tagen sterben müssen, als er sie in Martinez mit einem Streifenwagen überfahren hatte. Sie hätten spätestens an diesem Morgen sterben müssen, als er ihnen im Tilden-Nationalpark die Köpfe abgehackt hatte. Aber egal, wie oft Percy sie umbrachte und zusah, wie sie zu Staub zerfielen, immer wieder entstanden sie neu, wie tückische Wollmäuse. Er konnte ihnen offenbar nicht einmal davonlaufen.
Er kam oben auf dem Hügel an und schnappte nach Luft. Wie lange mochte es her sein, dass er sie zuletzt umgebracht hatte? Vielleicht zwei Stunden. Länger blieben sie niemals tot. An den vergangenen Tagen hatte er kaum geschlafen. Er hatte gegessen, was immer er sich zusammenschnorren konnte – Gummibärchen aus einem Automaten, altbackene Bagels, sogar einen Burrito von einem Jack-in-the-Crack-Imbiss, was sein persönlicher Tiefpunkt war. Seine Kleider waren zerfetzt, angesengt und voller Monsterschleim.

Er hatte nur deshalb so lange überlebt, weil die beiden Damen mit den Schlangenhaaren – sie nannten sich Gorgonen – ihn offenbar auch nicht töten konnten. Ihre Krallen hinterließen keine Spuren in seiner Haut. Ihre Zähne brachen ab, wenn sie ihn zu beißen versuchten. Aber Percy war fast am Ende seiner Kräfte. Bald würde er vor Erschöpfung zusammenbrechen und dann – er war zwar nicht leicht umzubringen, aber er war ziemlich sicher, dass die Gorgonen dann eine Möglichkeit finden würden. Wohin sollte er fliehen?
[…]
Der Wind änderte seine Richtung. Percy nahm stinkenden Reptiliengeruch wahr. Etwa hundert Meter den Hang hinunter wanderte raschelnd etwas durch den Wald – ließ Zweige brechen, zertrampelte Blätter, zischte. Gorgonen. Zum millionsten Mal wünschte Percy, ihre Nasen wären nicht ganz so gut. Immer hatten sie behauptet, ihn riechen zu können, weil er ein Halbgott war – der Halbblutsohn irgendeines alten römischen Gottes. Percy hatte versucht, sich im Schlamm zu wälzen, durch Bäche zu platschen, er hatte sogar Duftsticks in der Tasche herumgetragen, um wie ein neues Auto zu riechen – aber offenbar war Halbgottgestank nicht zu überdecken.“
Leseprobe: Helden des Olymp. Der Sohn des Neptun (Carlsen, 2013)
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