„Was sie getan haben, ist ihnen offensichtlich gleichgültig. Sie kennen keine Schuldgefühle, in ihnen ist kein Funken Reue. Sie sind zurückgekommen, haben diesmal ein paar Mädchen mitgebracht und tun so, als wäre es nie passiert.
Schnell und heftig wie ein Messer dringt der Schmerz in Conrads Brust und hinterlässt eine offene Wunde, pulsierend und heiß. Dunkler Hass erfüllt ihn, das Blut pocht in seinen Schläfen, er bekommt keine Luft. Die Erinnerung bricht über ihn herein wie ein kalter Sturm.
Er sieht alles ganz deutlich vor sich, als wäre es gestern gewesen. Es ist der Tag, den er nie vergessen wird, der Tag, an dem sein Bruder Justin starb. Der bloße Anblick der Surfer ruft das zurück, was Conrad in den vergangenen Monaten zu verdrängen versucht hat. Was Justins Tod aus ihm gemacht hat: ein Halbwesen, geplagt von Albträumen und Schlaflosigkeit, von Hass, der an ihm frisst wie ein wildes Tier und sein Leben im Chaos versinken lässt.
Der Ozean hat seinen Bruder verschlungen, doch Conrad gibt dem Meer keine Schuld. Die wahren Schuldigen stehen hier vor dem Supermarkt, schwatzen fröhlich, haben Spaß, sind am Leben.“ (Leseprobe Indigosommer)
Wenn euch der Auszug aus Indigosommer gefällt, dann lest hier mehr über die Autorin Antje Babendererde.