Kapitel 16
Frau Steinmassl geht langsam ins Lehrerzimmer und setzt sich einen Augenblick, um den Schreckmoment zu verdauen. ‚Hoffentlich nichts Ernstes…‘, denkt sie. Sie korrigiert nun die letzten Klassenarbeiten ihrer Schüler, damit sie endlich fertig wird. Plötzlich hört sie ein Geräusch, als würde die Eingangstür geöffnet werden. ‚Ist er etwa schon wieder zurück? ‘, denkt sie erfreut und geht Richtung Eingangsbereich. „Christopher?“, ruft sie in die Stille der Aula. „Bist du da?“ Weil sie keine Antwort bekommt, geht sie weiter zur Eingangstür. Auf dem Weg die Treppe hinunter läuft ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Sie fühlt sich beobachtet. Es ist stockdunkel, denn die Schule wird nur von vorbeifahrenden Autos kurz erleuchtet und die geräuschlose Nacht wird durch den Motorenlärm durchbrochen. Jeder noch so kleine Laut ist zu hören. Sie bekommt Angst. Vor ihrem inneren Auge tauchen plötzlich Bilder von Herrn Stürmer in der Aula auf und wie der Mörder in die Schule gekommen ist. Auf einmal vernimmt sie wieder ein Geräusch in ihrer Nähe. Ihr Kopf dreht sich abrupt in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen ist und ihre Augen versuchen sich verzweifelt an die Dunkelheit zu gewöhnen und irgendetwas zu erkennen. Dann nimmt sie eine Gestalt wahr, die in den Biologiesaal huscht. ,Ach, da ist er ja‘, denkt Frau Steinmassl erleichtert. Sie folgt der Gestalt und denkt, Herr Golz wolle sie, aus welchem Grund auch immer, im Biologiesaal überraschen. Fast schon rennend eilt sie dorthin. Ihre Anspannung lässt nach, doch ihre Angst wird erst verschwunden sein, wenn sie in Herrn Golz‘ Armen liegt. Sie zieht die Türe auf und eilt zum Lichtschalter. Mit einem Knarren fällt die Tür ins Schloss. Der Saal füllt sich langsam mit Licht und sie fühlt sich sicherer. Ein Fehler. Sie dreht sich um und erwartet ihren Geliebten hinter sich. Doch schaut sie in das kalte Gesicht eines ihrer Schüler.
*
„Wie konnte ich nur so leichtsinnig sein? Hoffentlich ist Anja nichts passiert, das würde ich mir nie verzeihen. Der Anruf war nur eine Ablenkung, um mich von ihr wegzulocken, und ich bin so blöd und falle auch noch darauf herein. Meine Frau hatte gar keinen Unfall, sondern lag ganz entspannt mit einer Lektüre vor dem warmen Ofen auf dem Sofa! Während ich voller Angst dem Anruf eines angeblichen Arztes folgte. Jetzt ist Anja ganz allein in der Schule und der Mörder ist vielleicht schon bei ihr. Oh Gott!“, denkt Herr Golz und fährt noch ein bisschen schneller. Er ist fast da.
Kapitel 17
Sie hat vor mir weglaufen wollen. Auf einmal hat sie Respekt vor mir. Ja, sogar Angst. Hätte sie es mir doch früher gezeigt, dann wäre es nicht so weit gekommen! Jetzt wimmert sie mir hier etwas vor von wegen: ‚ Was willst du von mir? ‘ Also, wenn sie sich das nicht denken kann. Es ist immer dasselbe. In der Schule werde ich von den Lehrern verachtet und wenn ich dann mal das Sagen habe, kommen sie auf Knien angekrochen und jammern nur noch. Jetzt ist Schluss! Ich habe immerhin auch noch meinen Stolz! Ich werde jetzt doch nicht wegen etwas Wimmern weich, ich zieh das durch! Ich musste leiden und jetzt muss sie das auch! So ist Gerechtigkeit.
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Auf ihre sinnlose Frage antwortet er: „Ich will Gerechtigkeit! Deinen Tod.“ Ihr Gesichtsausdruck verändert sich schlagartig. Ihre Angst wird zu Panik. Er sieht es! In ihren Augen. Doch unerwartet kommt sie ihm so: „Du hast doch noch dein ganzes Leben vor dir! Werfe es doch nicht einfach so weg! Du kannst so doch nicht weitermachen. Es gibt für alle Probleme eine Lösung, wir können über alles reden!“, Blablabla! Typisch Erwachsene, die denken, alles ist einfach, und reden nur Blödsinn! ‘, denkt er noch, nimmt einen schweren Gegenstand und schlägt zu.
Kapitel 18
Herr Golz schlägt die Autotür zu und rennt zur Eingangstür durch die völlige Dunkelheit. Er zieht an dieser und ihn überfällt neue Panik: Unverschlossen! Er betritt die Schule. „Anja? Anja!“ Keine Antwort. Oben im Lehrerzimmer brennt noch Licht und er sprintet die Treppe hinauf. Ganz außer Atem kommt er an und dreht sich einmal im Kreis, nach Frau Steinmassl suchend. Nichts. Er zieht sein Smartphone aus der Tasche und wählt mit der Kurzwahltaste ihre Nummer, in der Hoffnung, seine Geliebte damit schneller zu finden. Es klingelt. Einmal. Zweimal. Dann hebt jemand ab und eine männliche Stimme meldet sich mit tiefem, drohendem Klang: „Du kommst zu spät!“ Die Verbindung wird unterbrochen.
*
Er legt das Handy zurück auf den Tisch und grinst vor sich hin. Er kann Herrn Golz‘ Angst förmlich spüren. Seine Macht steigt mit jedem Opfer und mit jeder seiner Taten. Jeder Zweifel wird von diesem Machtgefühl unterdrückt. Vernichtet. Er hat Frau Steinmassl das Handy gleich weggenommen, als sie es benutzen wollte, und es dann auf den Tisch geworfen. Auf einmal hat es angefangen zu vibrieren und auf dem Display erschien ein Bild von Herrn Golz. Das musste er einfach ausnutzen. Sich einen Spaß erlauben. Ja, es macht ihm Spaß, andern Leuten Angst zu machen. Aber er muss vorsichtig sein. Eine gewisse Gefahr stellt Herr Golz immer noch dar. Er macht vorsichtshalber das Licht aus und widmet sich wieder seinem Opfer. Im Lichtstrahl einer Taschenlampe füllt er eine Spritze mit Gift. Rattengift. Er bindet ihren Oberarm ab und setzt die Spritze an einer besonders schönen Vene an. Sie ist nicht bei Bewusstsein. Sie wird nie mehr aufwachen. Sie wird keinen Schmerz empfinden.
Kapitel 19
Herr Golz weiß sofort, was die Stimme gemeint hat. Anja ist in der Gewalt des Mörders und so viel weiß er bereits von dem Psychopathen, dass er sie bestimmt im Biologiesaal gefangen hält. Anja ist Biologielehrerin und mit irgendetwas, das in diesem Fach typisch ist, will er sie ermorden! Herr Golz ist schon losgerannt. Von der Treppe aus sieht er, wie im Biologiesaal das Licht erlischt. Er erhöht sein Tempo, stolpert und fällt den Rest der Treppe hinunter. Doch er rappelt sich sofort wieder auf und stürmt weiter. Endlich ist er am Biologiesaal angekommen. Er reißt die Tür auf. Da steht der Kerl! Über seine Geliebte gebeugt. Ihn überfällt ein Hass. Durch blinde Wut getrieben wirft er sich auf Michael, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verlieren, dass er sich in Lebensgefahr begibt. Er schlägt ihm, so fest er kann, ins Gesicht. Er spürt, wie der Knochen der Nase unter seinem Faustschlag nachgibt und bricht. Warmes Blut läuft ihm über die Hand. Doch plötzlich spürt er einen Stich am Unterarm und sieht, dass der Täter sich aufrappelt und schwankend verschwindet. Dann wird ihm schwindelig. Er fällt. Ein jäher Schmerz durchzuckt sein Handgelenk. Der Boden schwindet unter ihm und er fällt in Finsternis.
Kapitel 20
Blaulicht und Sirenen durchbrechen die Stille und Dunkelheit der Nacht. Herr Golz wird in einem der Krankenwagen behandelt, während Frau Steinmassl, in eine Decke gehüllt, um ihren Liebhaber bangend, eine heiße Tasse Kaffee trinken soll. Sie hat alles gegeben. Sobald sie wieder bei Bewusstsein gewesen ist und die Situation realisiert hat, hat sie sofort den Notdienst alarmiert. Er hat für sie sein Leben riskiert und jetzt muss er um sein Leben kämpfen. „Schnell! Ich brauche das Wiederbelebungsgerät!“, ruft eine Ärztin, Frau Fuchs. Frau Steinmassl springt auf und rennt zum Sanitätswagen. Dort liegt Herr Golz auf einer Liege und bewegt sich nicht. Herzstillstand. Ein Polizist versucht sie vom Wagen wegzuziehen, doch sie wehrt sich. Sie will ihn nicht allein lassen. Sein Körper erbebt unter einem Stromschlag, der ihn ins Leben zurückbringen soll. Sie bekommt Angst. Angst, ihn zu verlieren. „Nein! Du darfst nicht sterben! Wir haben so viel gemeinsam durchgemacht, du musst das einfach schaffen! Bitte!“, fleht Frau Steinmassl. Doch die Geräte zeigen noch immer kein Lebenssignal. Abermals wird der Elektroschocker geladen.
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Oh mein Gott, er war doch noch so jung… 🙁
Da kriegt hang loose ja ne ganz neue Bedeutung. Tschüss Oli…
Oh Gott, nein, er wollte doch in wenigen Tagen… schrecklich!
da hat Kommissar Thorwart aber ganz schön daneben gelegen.
Ich bin erschüttert. So ein netter Kollege – und in der Blüte seiner Jahre! Hoffentlich kriegen sie das Schwein!
Schöne Bescherung!! Findet der Weihnachtsbasar dann überhaupt statt? Womöglich für Kommissar Thorwart DIE Gelegenheit, unauffällig zu ermitteln.
Ob es der Gärtner war nach einer heißen Schlacht am LKW-Buffet. Oli ist vielleicht mit den Bedürfnissen anderer Hungerleidenden immer etwas zu sorglos umgegangen. Schuhgröße 48 lässt doch wohl einige Rückschlüsse zu!
Ob es wohl der Assistent „Fritschi“ war? Der erscheint so übereifrig… vielleicht will er was vertuschen?!
Das war der Nikolaus, er hat Herr Stürmer erwischt, als der das schwarze Buch entsorgen wollte.
mir wird es unheimlich als Kollegin, aber ich will zur schnellstmöglichen Aufklärung beitragen. Etwas ist mir nämlich aufgefallen, aus unserer naturwissenschafltichen Sammlung fehlt seit ein paar Tagen eine Schachtel mit Rasierklingen, die wir für mikroskopische Untersuchungen benötigen. Die Packung war neu und enthielt genau 50 Klingen……oh, es wäre schrecklich, wenn sich herausstellte, dass genau diese Klingen verwendet wurden…
Ob es eine Hasstat eines Schülers war, was Frau Ebinger derart verneint hat? Mathelehrer sind von vielen gehasst und wenn man dazu noch Sport gibt, tritt man den ganzen Geeks auf den Schlips. Das wird nicht einfach für unseren geliebten Kommissar 😉
Ich glaube das es der Kommissar selber war!Da er Komissar ist ahnt das niemand! Er kommt immer zu spät und hat am Anfang versucht vom Mord abzulenken!
„Es gibt Dinge, die den meisten Menschen unglaublich erscheinen, die nicht Mathematik studiert haben.“ (Archimedes)
Aber Mathematik ist am Staufergymnasium unglaublich gesundheitsgefährdend geworden!
Oli, sorry, dass du es posthum am Tage deiner Hochzeit erfahren musstest.. :-)))
Oh man das ist echt krass…:(
Michael Hägele ist der Mörder
Ich glaube Michael Hägele ist Täter.Man o man,
Es könnte auch Michael Hiefer gewesen sein 😀
Dir fehlen mal wieder die Beweise.