Die Stauferliste

Ein Weihnachtskrimi von Anne Brucker und Suleika Gerster

Kapitel 1

Er mochte ihn nicht. Er konnte ihn von Anfang an nicht leiden. Sein Hass wurde immer größer, doch er hätte nicht gedacht, dass es einmal so enden würde. Erschreckenderweise benötigte es nicht viel. Ein Seil ist fast schon alles. Eiskalt vollbringt er sein Werk und es ist vorbei. Für immer.
Ohne jeden Schmerz, Mitleid oder Trauer.
Er geht nach Hause, als wäre nichts geschehen. Doch etwas Wichtiges ist vorbei. Die Zeit. Die hasserfüllte  Zeit. Er hat sich gerächt. Doch am Ende ist er noch lange nicht.

*

Es ist kurz vor Weihnachten. Eine dünne Schneeschicht liegt wie ein weißer Teppich über dem Land. Überall herrscht Weihnachtsstimmung und mal wieder hat eine Schulwoche begonnen. Doch bis zu den Weihnachtsferien ist es zum Glück nicht mehr lange. Alle sind bester Laune. Doch das ändert sich schlagartig! Wie jeden Morgen sind Frau Ebinger und Herr Frick die Ersten an der Schule.
„Guten Morgen Herr Frick! Wären Sie so freundlich und würden noch schnell auf dem Schulhof Schnee schippen?“
„Guten Morgen! Ja natürlich. Damit fange ich gleich an.“
,,Gut. Dankeschön. Wenn Sie mich brauchen sollten…ich bin in meinem Büro.“
Während Herr Frick nun die Schneeschaufel holen will und sich mit der Taschenlampe den Weg leuchtet, bemerkt er einen glänzenden Gegenstand im Schnee. Bei genauer Betrachtung erkennt er eine Rasierklinge, auf der schwache Blutspuren zu sehen sind. Plötzlich ertönt ein gellender Schrei, der jäh die Stille durchbricht. Herr Frick eilt sofort in die Schule, bewaffnet mit der Rasierklinge und der Taschenlampe. Er sieht Frau Ebinger stocksteif und leichenblass in eine Richtung starren. Ihren Blicken folgend entdeckt er ihn. Ein kalter Schauer fährt ihm über den Rücken und sein Atem stockt.
Da hängt er.

Mitten in der Aula.

Herr Stürmer!

Kapitel 2

KommissarteamDie Polizei  trifft schnell am Tatort ein. Die Schüler werden nicht bis zum Eingang vorgelassen. Einige  Gerüchte gehen um und die Unruhe steigt. Kommissar Thorwart stößt etwas verspätet auch dazu. Er begutachtet den Tatort ganz genau. Herr Stürmer wurde an einem Seil am Treppengeländer des ersten Stocks aufgehängt. Von seinem linken Arm tropft Blut in einen Mülleimer, welches von einer Wunde am Unterarm stammt. Auch steht unter der Leiche ein Hocker. Herr Thorwart stellt fest: Eindeutig Selbstmord.
„Herr Kommissar?“, meldet sich sein Assistent Herr Fritsch. „Die Spurensicherung hat Fußabdrücke eines Unbekannten sichergestellt. Sie sind durch eine Wasserpfütze, die durch das undichte Auladach gebildet worden ist, entstanden. Wir vermuten, dass es sich hier um Mord handelt!“
Herr Thorwart entgegnet: „Gute Arbeit, Fritschi! Du lernst immer mehr dazu.“
„Außerdem gehören die Fußabdrücke einer größeren Person, da die Schuhgröße 48 beträgt. Wir können leider nur spekulieren, dass es sich hierbei um den Täter handelt, da nichts Eindeutiges darauf hinweist. Auch bei der Wunde am Oberarm können wir nur spekulieren was sie bedeuten soll. Die Obduktion wird mehr ergeben, jedoch ist es wahrscheinlich, dass diese von dem Täter zugefügt wurde, weil das Blut auch perfekt in einen Mülleimer tropft. Aber, wie gesagt, können wir nur spekulieren.“

Kapitel 3

Noch am gleichen Tag werden Herr Frick und Frau Ebinger als Zeugen vernommen.
„Als ich die Tür aufschloss, war alles ganz normal…außer einem schwachen Schatten habe ich nichts bemerkt. Ich wurde misstrauisch und machte das Licht an. Dadurch erkannte ich Herrn Stürmer!“, erzählt Frau Ebinger und bricht in Tränen aus.
„Haben Sie irgendwelche verdächtigen Geräusche vernommen? Oder auch etwas Verdächtiges gesehen?“, befragt der Kommissar die beiden weiter.
Als Frau Ebinger noch nicht in der Lage ist, zu antworten, übernimmt Herr Frick das Wort: „Nein. Leider nicht. Allein die Leiche von unserem lieben Herrn Stürmer war ein zu großer Schock, um auch noch andere Dinge wahrnehmen zu können!“
„Mhm okay, ich verstehe…. Kennen Sie denn Herrn Stürmer so gut, dass Sie mir sagen könnten, ob er in letzter Zeit Streit mit anderen Personen hatte oder sogar mit jemandem verfeindet war? Oder haben Sie sogar schon eine Vermutung, was den Täter angeht?“Auch diese Frage übernimmt Herr Frick: „Jetzt erwarten Sie aber viel von uns. Natürlich hat jeder Mensch mehr oder weniger Feinde…  Vor allem Lehrer werden von Schülern oft gehasst.  Aber ich glaube kaum, dass jemand in der Lage wäre, so weit zu gehen!“„Lassen Sie bitte unsere Schüler aus dem Spiel!! Das ist ja lächerlich! Unsere Schüler haben nichts damit zu tun!“, meldet sich Frau Ebinger energisch zu Wort.„Tut mir Leid. Aber wir müssen alles in Betracht ziehen. Da können wir selbst die Schüler nicht ausschließen! Zumal es sich hier um einen Lehrermord handelt. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Falls Ihnen noch etwas dazu einfällt…“, bemerkt Herr Thorwart noch, gibt den Zeugen seine Visitenkarte, erhebt sich von seinem Platz, geht aus dem Raum und beendet somit das Gespräch.

Kapitel 4

Er liest es in der Zeitung. Nun ist es offiziell. Er spürt keine Freude, keine Trauer. Nur Überlegenheit. Sie werden den Mord nie aufklären. Er wird sich immer unauffällig verhalten. Sein nächster Plan ist schon genau durchdacht.

*

TodeskreisAbends im Büro reden Kommissar Thorwart und Assistent Fritsch über das heutige Geschehen. „Die Obduktion ergab, dass der Tod am Freitag, um 20:45 Uhr eingetreten ist und die Todesursache war Ersticken, da er erhängt wurde. Die Untersuchung der Wunde am linken Unterarm ergab, dass sie mit der gefundenen Rasierklinge zugefügt wurde, da die DNA Spuren der Klinge und des Opfers übereinstimmen.
Fingerabdrücke konnten jedoch nicht sichergestellt werden. Wahrscheinlich sollte die Wunde eine Art Zeichnung darstellen, welche einen Kreis mit einem X beinhaltet. Außerdem hat die Spurensicherung Schleifspuren am Geländer des ersten Stockes festgestellt. Vermutlich wurde Herr Stürmer  von dort aus mit dem Strick um den Hals hinuntergeworfen. Der Täter wollte uns wahrscheinlich mit dem Hocker auf einen Selbstmord locken. Aber, wir sind ja unter uns, nur richtig schlechte Polizisten würden in diesem Fall auf Selbstmord tippen. Habe ich nicht Recht, Kollege?“, äußert sich Herr Fritsch. Herr Thorwart errötet leicht, jedoch verbirgt er es schnell und nickt zu Fritschs Frage.
„Was haben Sie bisher herausgefunden, Herr Kommissar?“
„Ich habe die zwei bisherigen Zeugen befragt. Herausgefunden hab ich jedoch nicht viel, außer, dass nichts Verdächtiges gesehen wurde.“
„Wie kam der Täter denn überhaupt in die Schule?“, fragt Herr Fritsch nach.
„Ich weiß es nicht. Ich werde Frau Ebinger noch einmal befragen müssen! Ich erledige das gleich morgen. Bei der Gelegenheit werde ich sie auch gleich noch fragen, was Herr Stürmer denn am Freitagabend in der Schule zu suchen hatte. Diese Frage ist mir noch eingefallen und ich wundere mich ehrlich gesagt ….Naja wir sehen uns dann morgen in aller Frühe! Gute Nacht.“ Und mit diesen Worten verabschiedet sich Herr Thorwart und geht nach Hause.

Kapitel 5

Nachdem der Tatort geräumt worden ist und man alles beseitigt hat, was auf den Mord hinweist, wird die Schule wieder für den Unterricht freigegeben. Jedoch ist die Stimmung in der Schule sehr angespannt und jeder stellt sich viele Fragen: Warum wurde Herr Stürmer ermordet? Ist der Täter unter uns? Muss man mit noch mehr Morden rechnen? Sind wir in Gefahr? Keiner kann auch nur eine Frage beantworten, was die Panik steigert. Herr Thorwart ist schon früh in der Schule, um mit Frau Ebinger erneut ein Gespräch zu führen. Er hat Glück. Frau Ebinger gibt im Moment keinen Unterricht und hat Zeit.
„Es haben sich neue Fragen ergeben: Wie kam der Täter in die Schule? Er kann nur mit Hilfe eines Schlüssels  in die Schule gekommen sein, da keine Einbruchsspuren zu finden waren. Und noch eine Frage: Wissen Sie, was Herr Stürmer am Freitagabend in der Schule überhaupt noch wollte?“, erkundigt sich der Kommissar bei Frau Ebinger.
„Nun ja, einen Generalschlüssel haben nur Herr Frick, Herr Tetzner und ich. Jeder andere Lehrer besitzt nur einen Schlüssel, mit dem man innere Türen aufschließen kann, jedoch nicht die Eingangstüren. Und nein, ich weiß nicht genau, was er dort so spät noch wollte, aber wir hatten an dem Tag eigentlich einen Lehrerausflug und er ist nicht mitgekommen, weil er in der Schule noch etwas Wichtiges zu erledigen hätte, hat er gesagt. Aber mehr kann ich Ihnen leider auch nicht sagen. Tut mir Leid“, antwortet die Rektorin.
„So weit so gut. Das ist ok, dann hat sich diese Frage erledigt. Danke. Haben Sie denn eine Idee, wie der Täter in die Schule hätte kommen können? Oder ist Ihnen ein Generalschlüssel abhandengekommen?“
„Nein. Herr Frick, Herr Tetzner und ich besitzen unsere Schlüssel nach wie vor, das hab ich schon überprüft.“
„Haben Sie oder einer der anderen Ihren Schlüssel eine Zeit lang verloren?“, fragt der Kommissar weiter.
„Nein, bei den anderen ist mir nichts bekannt, aber, Moment mal. Vor kurzem war meine Wohnung etwas verwüstet. Ich hab mir nichts dabei gedacht….Doch im Nachhinein, fällt mir auch noch ein, dass mein Schlüssel nicht mehr am gleichen Platz lag, als ich vom Einkaufen zurückkam. Denken Sie der Täter war im meiner Wohnung?“
„Das würde zumindest erklären, wie der Täter in die Schule kam. Er hat wahrscheinlich von dem Schlüssel einen Abdruck gemacht, um ihn dann zu kopieren…Haben Sie ihre Wohnung nach diesem Vorfall gründlich geputzt?“
„Nein. Ich kam noch nicht dazu. Es war aber auch erst vor kurzem. Ich habe nur ein bisschen Ordnung geschaffen. Wollen Sie sie sehen?“
„Ja gern. Ich kontaktiere zunächst mal die Spurensicherung und dann schauen wir so gegen zwei bei Ihnen vorbei. Ok?“, fragt Herr Thorwart.
„Ja das geht in Ordnung“, antwortet die Direktorin.

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19 Gedanken zu „Weihnachtskrimi: DIE STAUFERLISTE“
  1. Schöne Bescherung!! Findet der Weihnachtsbasar dann überhaupt statt? Womöglich für Kommissar Thorwart DIE Gelegenheit, unauffällig zu ermitteln.

  2. Ob es der Gärtner war nach einer heißen Schlacht am LKW-Buffet. Oli ist vielleicht mit den Bedürfnissen anderer Hungerleidenden immer etwas zu sorglos umgegangen. Schuhgröße 48 lässt doch wohl einige Rückschlüsse zu!

  3. mir wird es unheimlich als Kollegin, aber ich will zur schnellstmöglichen Aufklärung beitragen. Etwas ist mir nämlich aufgefallen, aus unserer naturwissenschafltichen Sammlung fehlt seit ein paar Tagen eine Schachtel mit Rasierklingen, die wir für mikroskopische Untersuchungen benötigen. Die Packung war neu und enthielt genau 50 Klingen……oh, es wäre schrecklich, wenn sich herausstellte, dass genau diese Klingen verwendet wurden…

  4. Ob es eine Hasstat eines Schülers war, was Frau Ebinger derart verneint hat? Mathelehrer sind von vielen gehasst und wenn man dazu noch Sport gibt, tritt man den ganzen Geeks auf den Schlips. Das wird nicht einfach für unseren geliebten Kommissar 😉

  5. Ich glaube das es der Kommissar selber war!Da er Komissar ist ahnt das niemand! Er kommt immer zu spät und hat am Anfang versucht vom Mord abzulenken!

  6. „Es gibt Dinge, die den meisten Menschen unglaublich erscheinen, die nicht Mathematik studiert haben.“ (Archimedes)
    Aber Mathematik ist am Staufergymnasium unglaublich gesundheitsgefährdend geworden!

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