Vor einiger Zeit stellte ich bereits das Lernspiel „World of Classcraft vor“: Damals eine grob entworfene Idee von Shawn Young, seines Zeichens Chemielehrer in Kanada, eine grobe Übersicht über die Regeln und ein im Internet vorgestelltes Grundgerüst zum Spielen und zum Spielablauf. Damals gefiel mit die Idee ziemlich gut; der einzige Haken an der Sache war, dass alle Spielzüge per Hand aufgeschrieben werden und später in einer Excel-Tabelle verrechnet werden mussten.
Im Februar kam dann die E-Mail, auf die ich schon gewartet hatte: Eine Einladung zur Classcraft-Beta! Die ganze 7c und ich waren eingeladen, das Spiel und die Web-Engine zu testen. Nach der Erstellung des Accounts übertrug ich die bis dahin in Excel festgehaltenen Ergebnisse und stellte bei nächster Gelegenheit der Klasse das überarbeitete Spiel per iPad und Beamer vor. Sie waren begeistert! Und zwar nicht nur wegen des neuen hübschen Äüßeren, sondern auch, weil die Schüler sich in der Klasse oder auch von zuhause aus direkt ins Spiel einloggen können.
Klingt nach viel, viel neuem Kram. Darum der Reihe nach!

Herzstück der Engine: Der Klassenmanager

Die Hauptseite der Classcraft-Engine, natürlich nur für den Lehrer sichtbar.
Die Hauptseite der Classcraft-Engine, natürlich nur für den Lehrer sichtbar.

Nach der Registrierung als Lehrkraft und Ausfüllen eines kleinen Fragenkataloges kommt man beim Klassenmanager raus. Hier kann man eine beliebige Anzahl von Klassen mit ihren Spielergruppen anlegen, verwalten und editieren sowie den einzelnen Schülern die Rollen einteilen und zudem noch einen Accountnamen und Zugangspasswort zuweisen. So kann jeder Schüler jederzeit einen Blick auf seine Lebens-, Aktions- und Erfahrungspunkte werfen und sogar einige Spielaktionen wie beispielsweise Heilen durchführen. Auch NACH dem Unterricht.
Mithilfe der Oberfläche kann das gesamte Spiel den eigenen Anforderungen angepasst werden: Regeln können geändert werden, die „Ereignisse des Tages“, und auch die unterschiedlichen Strafen, die einen Schüler treffen, wenn er „stirbt“ (z.B. durch zu häufiges Hausaufgabenvergessen, Stören im Unterricht usw.).
Außerdem gibt es ein Nachrichtenforum für alle teilnehmenden Lehrer aus der ganzen Welt, die sich über das Spiel austauschen, neue Ideen besprechen und den Entwicklern Feedback geben. Darüber hinaus hat Classcraft auch eine Community-Managerin, die dieses Forum betreut und der man alle aufkommenden Fragen stellen und Verbesserungswünsche vortragen kann.

Die Visualisierung der Gruppen mit den unterschiedlichen Rollen: Krieger, Priester und Magier.
Die Visualisierung der Gruppen mit den unterschiedlichen Rollen: Krieger, Priester und Magier.

Der Spielstand

Das zweite Herzstück ist der aktuelle Spielstand der einzelnen Spieler mit Eingabefeldern, die eine schnelle Eingabe von Erfahrungspunkten ermöglichen. Genau diese Übersicht sehen die Schüler vor jeder Unterrichtsstunde per Beamer und angeschlossenem iPad und die Aktionen werden durchgeführt. Und endlich-endlich kann man mit nur wenigen Klicks Spieleaktionen IM Klassenzimmer durchführen, und müssen nicht wie vorher erst aufgeschrieben und anschließend daheim verrechnet werden.
Beispiel: Ein Schüler vergisst, sein Buch mitzubringen. Ich klicke den Schüler an, klicke auf die Lebenspunkte, es öffnet sich ein Dropdown-Menü mit vorgegebenen Lebenspunkteabzügen und ich bestätige das. Und schon hat der Schüler entsprechend weniger Lebenspunkte. Spätestens hier wurde es nach der Papier&Bleistift-Methode kompliziert, weil dann die Mitstreiter den Verletzten heilen oder beschützen wollten, ich die Aktionen aufschreiben und später verrechnen musste. Da kam ich hinterher daheim manchmal mit den Punkteständen durcheinander; außerdem wussten die Schüler auch nicht, wieviele Aktions- oder Lebenspunkte sie gerade tatsächlich haben.

Fazit und Ausblick

Die Web-Engine erleichtert das Verfolgen des Spielgeschehens enorm. Keine Notizen mehr, kein nachträgliches Verrechnen. Die Aktionen können, nach etwas Übungszeit, recht fix per iPad eingegeben werden. Außerdem kann ich auch schnell nebenher Punkte verteilen, wenn jemand positiv auffällt, sei es durch Mitarbeit oder besonders gute Antworten. Auch spart die Automatisierung mancher Vorgänge zusätzliche Zeit. Musste früher z.B. das „Ereignis des Tages“  und zusätzlich ggf. ein Schüler ausgewürfelt werden, geschieht das jetzt alles per Knopfdruck. Sind bei einem Tagesereignis beispielsweise nur die Magier oder eine bestimmte Gruppe betroffen, verrechnet die Engine das nun unverzüglich von selbst. Für die Schüler ist das Spiel weiterhin motivierend: neben der Punktejagd und dem Einsetzen ihrer „Skills“ freuen sie sich auch über das gut gelungene Design. In Zukunft wird es auch möglich sein, das Erscheinungsbild seiner Spielfigur zu individualisieren. Wahrscheinlich wird man dazu auch XP aufwenden müssen. Eine schicke App für iOS-Geräte ist ebenfalls in der Mache. Spätestens dann wird Classcraft auch komplett auf Deutsch erscheinen und wir werden auch auf die Sprachversion umsteigen. Das nächste große Update soll im September kommen, also genau zum Start ins neue Schuljahr.
Momentan kann man auf die Engine nur per Chrome- oder Safari-Browser zugreifen. Andere werden nicht unterstützt und es ist unklar, ob sich das in Zukunft noch ändern könnte.
Im letzten Newsletter stand auch drin, dass demnächst die „Haustiere für Spieler“ implementiert werden. Was die aber genau bringen, soll eine Überraschung werden. Wir sind also gespannt! 🙂

Classcraftapp

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