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Eine kleine Tanne
Eine kleine Tanne stand im Wald,
sie spürte, Weihnachten nahte bald.
Sie wünschte sich, ein Weihnachtsbaum zu sein,
das fände sie ganz wunderbar und fein.
Geschenke sollten unter ihr liegen in großer Zahl,
beleuchtet von goldenem Kerzenstrahl,
mit Sternen und roten Kugeln geschmückt,
das hätte die Tanne sehr entzückt.
Doch sie stand nur im Wald zu aller Zeit,
so klagte sie einer alten Tanne ihr Leid.
Diese schmunzelte nur und sprach:
„Das ist ganz gewiss weder Schande und Schmach!
Du bist wunderschön, schau dich doch an,
ziehst den ganzen Wald in deinen Bann.
Deine grünen Nadeln leuchten schon fast,
du stehst so gerade wie eines Schiffes Mast.
Deine Tannenzapfen sind dein Geschmeide,
und Schnee ziert dich wie zarteste Seide.
Was willst du mehr, das ist doch genug,
freu dich, bleib hier, sei zufrieden und klug.“
Die kleine Tanne dachte lange nach,
bevor sie schließlich das Schweigen brach:
„Liebe Tanne, ich glaube, du hast Recht,
Schönheit erwirbt man nicht in einem Gefecht,
sie ist das, was man selbst aus ihr macht,
nicht, was die Menschen finden, das wär’ ja gelacht!“
So stand die Tanne zufrieden im Wald,
sie spürte, Weihnachten nahte bald.
Miriam Menzel