- von Sidney Thelen

In printed material: „Photo: Stefan Brending, Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode
Ich hatte am dritten Dezember die Gelegenheit, das Konzert von „Kontra K“ in Ravensburg zu besuchen, und es gab für mich persönlich einige Überraschungen, was nicht nur das vorgetragene Programm, sondern auch andere Aspekte betraf, worüber ich in diesem Artikel berichten will.
Der Auftritt fand in der Oberschwabenhalle in Ravensburg statt, die in zwei Etagen unterteilt war. Doch bevor man diese überhaupt betreten konnte, musste man erst einmal die sehr lange Schlange überleben, was aber nicht zu bemängeln ist, da man an den Verkaufszahlen der Karten einfach nichts ändern kann. Das sahen allerdings nicht alle so, weshalb sich bereits nach zehn Minuten in der Schlange einige wieder gingen, obwohl sie erst vor kurzem dazu gestoßen waren. Das ist aber nicht von Bedeutung, solche Deppen gibt es immer.
Was wirklich von Bedeutung ist die Aufführung…da gab es allerdings weitere Probleme.
Man wurde zwar ziemlich früh in die Halle hineingelassen, aber dafür hatte der Auftritt eine relativ starke Verzögerung. Das ist allerdings mehr als verzeihbar, da es ersten scheinbar Soundprobleme gab und ein guter Freund und Rapper von Kontra K, „Rico“, die Vorband war, was definitiv für bessere Stimmung sorgte, als es schließlich 19:30 war und immer noch kein Kontra K zu hören, oder gar zu sehen war.
Aber dafür war die stürmische Begrüßung und der heftige Beifall umso heftiger, als dann schließlich um 20:00 der Star des Abend auf die Bühne trat: Kontra K.
Das Publikum wurde direkt mit Musik begrüßt, als man die Lichter dimmte und der Blick automatisch auf die Bühne gerichtet wurde.Von da an wurde jeder Umstand davor wettgemacht. Ein Song folgte auf den anderen, einer wilder als der andere, nur um mit entspannten Liedern einen unfassbar großen Kontrast zu bilden und das Publikum zu bewegen. Und das nicht nur bildlich gemeint! Es wurde getanzt, der Kopf wurde genickt, die Arme wurden im Beat zu den Songs hin und her geworfen und auch der Boden musste unter den Sprüngen der Zuschauermassen leiden. Aber all das hat riesigen Spaß gemacht.
Und das war es noch lange nicht! Die Zuschauer wurden durch Stagediving, mitsingen, Lichter Schwingen und auch durch einige Späße mit einbezogen. Aber auch kürzere ernstere Ansprachen wurden zwischen den einzelnen Song gehalten, die vor allem Themen wie die eigene Motivation, der eigene Weg und dessen Ziel und die Arschlöcher, die einem diese Wege verbauen wollen behandelten. Aber wieso ist er dann mehr als Rap? Jeder gute oder normale Musiker bezieht das Publikum mit ein und bringt sie zum tanzen. Was ist dann so besonders an ihm? Dafür gibt es in meinen eigenen Augen einige Gründe.
Als aller erstes natürlich die Texte seiner Songs. Wovon sie handeln? Im allgemeinen einfach vom Leben. Und im Genaueren? Um den Verrat naher Menschen, den Hass in einem wenn das geschieht und die innere Zerrissenheit vieler Menschen. Aber auch davon, dass man nicht aufgeben wird, nachdem man es schon soweit geschafft hat, dass man sich nicht von dem Neid und den Beleidigungen der Menschen um sich herum nicht runter kriegen lassen wird, dass man zu den wahren Brüdern immer halten wird und dass man immer für die da sein wird, die man liebt. Im Gegensatz zu verschiedenen anderen Deutschrappern wird hier nicht über das eigene Leben geprollt, übertrieben und beleidigt in Form von Disstracks. Das alles ist hier nicht der Fall. Hier wird über die selbstgemachte Erfahrungen, Lebenseinstellung und -gefühle und das eigentliche Leben mit musikalischer Untermalung genial und mitreißend berichtet. Aber woher ist und das bekannt? Natürlich vom Rock ’n‘ Roll! Schon „damals“ wurde über die eigenen Probleme, Bedürfnisse, Erfahrungen und Gefühle gesungen. Und dazu war die Stimmung, die im Saal vermittelt wurde, einfach genial! Man hatte das Bedürfnis sich zu bewegen, sich mit zuteilen, einfach die neugewonnene Energie zu verbrauchen.
Was ist aber schlussendlich mein Fazit? Dass dieser Mann noch einiges vor sich hat. Dass jeder, der eine etwas andere Art von Rap will, dieser Musik wenigstens eine Chance geben sollte und dass dieser Abend definitiv eines meiner absoluten Highlights meines Jahres war. Dass es faszinierend anzusehen war, dass sich benommen wurde, dass es keinen Stress mit der Security gab und auch die Interaktionen zwischen den Fans untereinander, welche ich selbst erleben durfte.
Kurzform: Ein mehr als gelungener Abend!
