Was sie aber damals schon wusste, war, dass es auf jeden Fall irgendwas mit Kindern und Jugendlichen werden sollte. Ihre soziale Ader zeigte sich schon in ihrer Schulzeit. Offen und freundlich war sie schon immer (zumindest „in den meisten Fällen“, meint sie) und war auch sehr kontaktfreudig zu ihren Klassenkameraden (auch während des Unterrichts). Darüber konnten die meisten Lehrer aber hinwegsehen, wenn sie mitarbeitete. Das mit dem Mitarbeiten traf dann je nach Klassenstufe mal mehr mal weniger zu. Auf die Frage, warum sie gerade Biologie und Chemie auswählte, folgten strahlende Augen und ein leidenschaftliches, aus voller Überzeugung gesprochenes „Weil es toll ist!“ Mehr muss man dazu wohl nicht sagen: hier scheint jemand seine Berufung gefunden zu haben.
Widmen wir uns aber nochmal der Frage, was genau ihr die Augen öffnete und sie den zuvor so unattraktiven Pfad des Lehrerseins beschreiten ließ. Denn anders als ihr kleiner Tick, Schals zu sammeln, der wohl einfach irgendwann auftauchte und sich gefestigt hatte, war es keinesfalls so, dass sie eines Tages aufwachte und aus dem Nichts wusste: „Ich will Lehrerin werden!“. Nach dem Abitur und 13 Jahren Schule (13 Jahre, weil es G9 war und nicht, weil sie sitzengeblieben wäre) hieß es erst mal, so schnell wie möglich weg aus Bayern. So landete sie als Au-Pair-Mädchen bei einer Gastfamilie in den USA. Zu unserem Glück, kann man wohl sagen. Denn ohne die Hausaufgabenhilfe, die sie ihren kleinen Schützlingen dort gab, wäre in ihr nie die Begeisterung für das Lehren entfacht worden.
Aber wie steht Frau Horeischi nun eigentlich zu ihrer Arbeit? Der Beruf des Lehrers kann einen immer mal wieder an die Grenzen der psychischen Belastbarkeit bringen. So ist es auch so, dass das Gequassel vieler Schüler und auch das manchmal eher respektlose Verhalten an den Nerven unserer neuen Lehrerin zerren können. Dafür gibt es aber immer auch wieder genug Momente, in denen man daran erinnert wird, dass die Entscheidung wohl doch nicht ganz so falsch gewesen war. Momente die die gelegentlichen Strapazen wieder aufwiegen. Für Frau Horeischi ist es einer dieser Momente, wenn sie dieselbe Begeisterung für ihr Fach in jemand anderem wecken kann und sieht, wie er sich selbst auf seine ganz eigene Art einbringt.
Warum Frau Horeischi nun aber genau hier bei uns gelandet ist, ist wohl eher dem Zufall zu verdanken. Aussuchen kann man sich seine Stelle als Referendar nämlich nicht. Ihr Wunsch war es so auch, nach Überlingen zu kommen. Zugewiesen wurde sie dann aber doch unserer kleinen Stadt, ein bisschen weiter nördlich. Was dieses Pfullendorf jetzt eigentlich war, konnte ihr Google dann auch ganz schnell beantworten. Froh ist sie auf jeden Fall hier zu sein, und ihrer eigenen Klasse zugewiesen zu bekommen. Was danach kommt und ob sie hierbleibt, ist noch ungewiss. Einfach jedem Tag mit einer gehörigen Portion Optimismus entgegenzublicken, das scheint ihr Lebensmotto zu sein und damit fährt sie auch ziemlich gut. Wir wünschen ihr auf jeden Fall viel Glück, noch viele weitere Schals und hoffen, dass sie sich ihre positive Art beibehält.
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