Hey, hier kommt Alex!

Alex spielt jetzt professionell FIFA für SK Gaming
Alex spielt jetzt professionell FIFA für SK Gaming

Alex hat letztes Jahr Abi bei uns gemacht und studiert jetzt nicht nur, sondern ist auch professioneller Gamer geworden. Sein Game ist Fifa 2014, sein Clan SK-Gaming. Der Clan hatte ursprünglich den Namen Schröt Kommando und wurde gegen Ende der Neunzigerjahre von drei Brüdern und vier ihrer Freunde für das Spiel QUAKE gegründet. Zwischenzeitlich ist der Clan eine riesige Vereinigung von Spielern unterschiedlichster Nationalitäten, die auf fast allen vorhandenen Plattformen zocken und unter anderem auch World of Warcraft, Counterstrike, League of Legends und Fifa 2014 spielen. Und genau über letzteres Spiel ist Alex bei SK Gaming reingekommen.

SK Gaming

SK Gaming gehört zu den sogenannten G7, das sind die sieben größten Gaming Clans der Welt, die sich für die Anerkennung und Förderung von eSports einsetzen.
Alex selber hat zwar vor einigen Jahren zu seiner World of Warcraft-Zeit von SK gehört, den Clan aber dann nicht weiter verfolgt oder gar die Szene beachtet. Etwas später, als er League of Legends (LoL) spielte, merkte er erst, dass eine große Spielerszene hinter dem Spiel steckt, die ebenfalls große Turniere abhält und manche der Spieler bekannt wie Filmstars sind. „Das war auch der Zeitpunkt, zu dem ich begann, die Szene und einzelne Spieler verfolgte“, so Alex. „Das fand ich faszinierend. Ich habe mir damals schon überlegt, wie man in den Clan einsteigen könnte, aber ich habe mir da keine realistischen Chancen ausgerechnet. Es gibt zu viele Leute, die in den Clan reinwollen.“
Über Zulauf kann sich der Clan nicht beklagen. Aus der kleinen Gruppe, die damals mit Quake anfing, kamen unter anderem Spieler für Call of Duty und Counterstrike dazu, die gerade dieses Jahr ziemlich große Erfolge verbuchen können. Ganz gut lief es für den Clan auch bei den World Finals von LOL, auch wenn es nicht zum ganz großen Sieg gereicht hat.


Die digitale FIFA

Geklappt hat es dann für Alex nicht über LoL, sondern über FIFA 2014. Aber ein Clan kommt auf einen zu, nicht umgekehrt: „Ich hatte Glück. Die Szene bei FIFA ist noch sehr klein und ich habe als Einzelspieler in der ersten Liga gespielt. Da spielte ich dann zufällig gegen einen von SK Gaming, der mich nach dem Match kontaktiert und mir angeboten hat, bei denen in die zweite Mannschaft einzusteigen“.
Dazu muss man wissen, dass Alex zu den weltbesten Spielern der digitalen FIFA-Liga gehört: „Es gibt ja mehrere Zonen bei der digitalen Liga, z.B. Europa und die US-Zone, und das sind insgesamt etwa 300.000 Spieler, und in der ersten Liga spielten nur etwa 2500 Leute“. In anderen Zahlen: Alex gehört zu den 0,8% der weltbesten Spieler. Man sieht also, die Clans nehmen wirklich nur die Créme de la Créme. Alex ist jetzt bei der zweiten Mannschaft sozusagen im Trainingslager. SK Gaming hat momentan nur einen offiziellen Fifa-Spieler, da die Szene um FIFA herum noch recht klein ist, aber sie erfährt in letzter Zeit einiges an Zulauf: „Es gibt in letzter Zeit recht regelmäßig Events für FIFA, auch LAN-Events, zu denen die Spieler dann auch hinfahren und nicht nur von daheim aus spielen. Das spricht sich herum, und so werden es allmählich mehr Spieler“.


Die FIFA-eSportszene

Richtig große Turniere für FIFA gibt es momentan noch nicht. „Geldpreise liegen bei 500 bis 1000 Dollar und es können noch ein paar Sachpreise wie Hardware dazukommen. Turniere im Format eines INTERNATIONALS wie bei Dota mit 8 Millionen Dollar Preisgeld – davon sind wir noch weit entfernt. Aber es ist gut zu sehen, dass viel FIFA gestreamt wird, damit die Szene weiter Zuwachs bekommt.“
Aus diesen Gründen rentiert es sich für SK momentan nicht, eine größere FIFA-Division zu haben, aber im Hinblick auf die wachsende Szene hat der Clan zehn Leute zu Try-Outs für die zweite Mannschaft eingeladen, darunter eben auch Alex. Die Hälfte flog raus – Alex blieb drin!
Einen richtigen Vertrag hat er jedoch mit SK Gaming noch nicht, zurzeit nur eine mündliche Abmachung. Das zweite Team wird nicht groß gesponsert, aber es braucht eh kaum Geld für Hardware oder High-End-Maschinen, da FIFA eher auf Konsolen gespielt wird. Alex darf das Clan-Tag verwenden und hat auch Zugang zu Trainingssessions und auch zu Turnieren.

 

Training – Wie werde ich ein guter eSportler?

Apropos Trainingssessions – Wie sehen die eigentlich bei einem eSportler aus? „SK gibt mir noch keine Trainingszeiten vor. Aber an Turniertermine muss ich mich schon halten. Wenn es also heißt, morgen spielen wir um 17 Uhr gegen den und den Spieler, dann muss ich da Zeit haben und vor dem Rechner sitzen. Training sieht bei mir so aus, dass ich 1,5 bis 2 Stunden täglich spiele. Der Skill geht recht schnell verloren, wenn ich nicht spiele. Ich habe aber auch gemerkt, dass es mir nichts bringt, wenn ich 5 Stunden oder mehr spiele, weil da der Lerneffekt einfach verloren geht. Lieber zwei Stunden konzentriert spielen und danach etwas anderes machen, damit das Gelernte sich setzt. Also lieber ein Buch lesen oder Joggen gehen und dann am nächsten Tag wieder zwei Stunden trainieren.“
Natürlich gibt es Teams, die richtig hart und bis zu zehn Stunden am Tag trainieren, wie beispielsweise die LoL-Spieler.
Das ist aber auch etwas Anderes, denn hier trainiert ein ganzes Team das Zusammenspiel, Taktiken und Strategien. Alex hingegen spielt genau aus diesen Gründen allein: „Ich bin da ganz auf mich konzentriert, kenne meine Stärken und arbeite an meinen Schwächen. Wenn da noch mehr Mitspieler wären, wären das zu viele Unsicherheitsfaktoren für mich. Ich bin für mich selbst verantwortlich und kann mich gezielt verbessern.“
Dazu muss man natürlich auch sein Spiel in- und auswendig kennen. Von Version zu Version des Spieles hat sich über die Jahre hinweg für das geübte Auge einiges geändert. Spielte man früher noch zwei gegen zwei, lässt sich das neue FIFA 14 besser alleine spielen. „Das aktuelle FIFA gefällt mir persönlich nicht so gut. Das 12er fand ich am besten. Als Vielspieler merkt man die ganzen feinen Unterschiede in der Mechanik, in der Physik, die Flankenmechanik und die Distanzschüsse sind jetzt ganz anders. Für Gelegenheitsspieler sind die Unterschiede kaum feststellbar, aber als professioneller Spieler muss man seinen Spielstil anpassen und die neuen Teams lernen und auch sich drauf einstellen.“
Auch wenn vieles Lernsache ist, hat Alex sich keine Notizen oder gar ein Playbook gemacht: „Es gibt bei dem Spiel nicht so viele Spielarten, als dass man sich Notizen machen müsste.“ Kennen muss man die Mannschaften aber schon genau. Spielt man beispielsweise gegen Real Madrid, sollte man die eigene Mannschaft nicht offensiv aufstellen, weil man sonst ausgedribbelt wird.

Das Spiel seines Lebens?

Natürlich haben wir Alex auch gefragt, wie wichtig ihm das Spielen ist, was es ihm bedeutet, welche Ziele er sich bei SK mit FIFA gesteckt hat und auch, wie seine Eltern dazu stehen. „Spielen ist für mich ein wichtiger Teil meines Lebens“, stellt er zu Beginn fest. Spielen war für ihn zunächst Kontakthalten zu Freunden aus der Heimat, als er vor einigen Jahren nach Pfullendorf zugezogen war. So konnte er die Kontakte online pflegen und zusätzlich seinem Hobby nachgehen, auch wenn er damals keine professionelle Karriere anstrebte: „Damals zockten eh fast alle meiner Freunde. Damals war es World of Warcraft, dann League of Legends.“ Seine Freunde in Bayern hat er noch immer und besucht sie auch.
Seine Eltern stehen dem Gaming kritisch gegenüber: “Durch meine WoW-Phase haben meine Eltern ein etwas kompliziertes Verhältnis zu meinem Hobby, auch heute noch. Damals spielte ich 5-6 Stunden täglich, und als ich dann in der 9. Klasse gesundheitliche Probleme hatte und lange krank war, spielte ich noch mehr. Wenn meine Eltern heute auf meinen Bildschirm schauen und da läuft irgendwas, das wie WoW aussieht, heißt es gleich: „Aaah, Alex, nicht schon wieder!“. Während des Studiums ist das Spielen automatisch weniger geworden, aber dennoch: es gefällt ihnen nicht, sie arrangieren sich aber damit.“
Abschließend stellten wir Alex noch eine schwierige, wenn auch theoretische Frage: was er denn machen würde, wenn er auf ein großes Turnier in die USA fliegen sollte, aber auch gleichzeitig an der Uni Prüfungsphase sei? „Schwierig“, meint er, „Ich könnte mir vorstellen, dass meine Eltern mich davon abhalten und ich würde auch vermutlich dableiben. Schwierig, schwierig. Könnte man heutzutage als professioneller FIFA-Spieler von den Preisgeldern leben, würde ich eher doch fahren, aber das ist ja noch nicht so.“
Nebenbei bemerkt, es gibt auf der Welt laut Alex‘ Schätzung etwa 10 professionelle FIFA-Spieler, die einigermaßen vom Spielen leben können, und von denen wiederum schafft es vielleicht einer, der dann aber auch mehr von den Sponsoring-Verträgen und Streamings als von den Preisgeldern lebt.
Das ist alles sehr sehr hoch gegriffen, aber welche Ziele hat er denn? „Es wäre DER Mega-Hit, durch den GamesCom-Qualifier zu kommen und dann nach Köln zu fahren. Auch bei der Dreamhack soll es zukünftig Turniere geben, und wenn es so weit ist, will ich auch dabei sein“.

Über eSports in Deutschland

Wie bereits in der >>DOTA-Reportage<< berichtet, findet auch Alex es schade, dass eSports in Deutschland noch nicht anerkannt wird. Der Aufwand ist, von den körperlichen Anstrengungen abgesehen, gleich hoch, es gibt Wettkämpfe, es gibt eine Fanbase, man hat verschiedene Disziplinen und kann alleine oder als Mannschaft antreten. In anderen Ländern wie Südkroea und China ist eSport Nationalsport, in Korea Sport Nummer eins, weit vor Fußball. „eSport ist ja keine schlechte Sache, im Gegenteil. In diesen Ländern hat sich dadurch ein neuer kultureller und gesellschaftlicher Aspekt entwickelt. Es ist eine Bereicherung.“
Und warum sehen wir Deutschen das nicht so? „Wenn man hier sowas sagt wie „Ich spiele WoW“, dann wird man augenblicklich als Suchti abgestempelt und ist unten durch. Gerade Leute, die keine Ahnung haben, urteilen so. In Deutschland wird das Spielen auch verteufelt, wie man an der Berichterstattung von RTL über die GamesCom von vor ein paar Jahren sehen konnte. Hier hat sich die Geisteshaltung dieser Leute gezeigt, und die RTL-Zuschauer glauben das auch noch. Dann auch noch die „Killerspiel“-Debatte bei Frontal21 und klar, unsere Eltern. Die sind damit nicht aufgewachsen, haben teilweise nie ein Spiel in der Hand gehabt, spielen selbst nicht und bei dieser Berichterstattung ist es kein Wunder, dass eine solche Abwehrhaltung Spielen gegenüber entsteht. Eltern denken auch, dass ihr Kind vereinsamt, wenn es spielt, aber das ist zu pauschal. Wenn man online spielt oder mit Leuten von der Schule, ist man nicht einsam. Im Team oder in einem Clan MUSS man soziale Kompetenzen haben, sonst kann man ja gar nicht zusammen in einem Team spielen.“
Zum Abschluss wollte ich noch wissen, wie es bei Alex um den analogen Fußball bestellt ist:
„Ich liebe Fußballspielen, ich spiel selber auch total gerne auf dem Feld, aber ich bin leider einfach zu schlecht“,  sagt er und lacht dabei. „Ich wusste, dass diese Frage kommt!“ Seine Lieblingsmannschaft ist übrigens Werder Bremen.

Ich bedanke mich sehr bei Alex, dass er sich die Zeit für das Interview genommen hat und wünsche ihm alles Gute und viel Erfolg beim eSports!

AlexRückenGroß

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