Wie sind Sie auf die Sanitäter-AG gekommen?
Herr Jurgeleit: Eigentlich ist Frau Ebinger auf die Sanitäter-AG gekommen (*lacht*). In meiner Bewerbung für die Schule stand, dass ich früher Sanitäter war und Rettungsdienst gefahren bin. Da lag es natürlich nahe, dass ich gefragt wurde, ob ich nicht den Sanitätsdienst hochziehen könnte. Nachdem ich noch den Lehrschein für Erste-Hilfe-Kurse beim DRK gemacht hatte, konnte ich mit dem Sanitäterdienst anfangen.
Was dürfen Sie als Sanitäter?
Herr Jurgeleit: Als Schul-Sanitäter darf ich eigentlich nur Erste-Hilfe-Versorgung machen, also beispielsweise Verbände anbringen, Wundversorgungen und situationsgerechte Lagerung des Patienten veranlassen. Medikamente dürfen wir beispielsweise nicht verabreichen. Doch während meines Dienstes als Rettungssanitäter durfte ich auch Medikamente verabreichen, wenn es der Notarzt erlaubt und überwacht hat.
Lernen Ihre Nachwuchssanitäter dies auch, obwohl sie es hier an der Schule nicht dürfen?
Herr Jurgeleit: Nicht direkt, an der Schule lernen sie eine Grundausbildung für den EH-Schein. Sie lernen hier die Erste Hilfe und auch noch ein paar weiterführende Aufgaben. Aber wir werden zusammen mit dem DRK im Frühjahr eine weiterführende Ausbildung machen, werden unsere Schulsanis an diesem Wochenende mit Notärzten zusammenarbeiten und typische Rettungsdienst(un)fälle üben. Da dürfen sie dann auch Medikamente aufziehen und in Übungspuppen injizieren. Ziemlich realistisch also.
Wollten Sie schon immer Sanitäter werden oder war es Pflicht?
Herr Jurgeleit: Früher war es Pflicht, entweder Zivildienst zu leisten oder zum Bund zu gehen. Ich wollte gerne etwas Soziales und Spannendes machen, das fand ich dann im Sanitäterdasein.
Haben Sie es mal beruflich gemacht?
Herr Jurgeleit: Nein, das war drei bis vier Jahre lang mein Nebenjob. So habe ich mir teilweise das Studium finanziert
Verdient man viel als Sanitäter?
Herr Jurgeleit: Das kommt ganz darauf an, für welche Organisation man arbeitet. Wenn man bei einem privaten Rettungsdienst arbeitet,bekommt man in der Regel mehr Geld als bei einer öffentlichen Einrichtung wie dem DRK.
Was haben Sie als Sanitäter gemacht, was mussten sie als Sanitäter machen?
Herr Jurgeleit: Ich habe den Rettungswagen gefahren, sowohl normale als auch Blaulichtfahrten, also mit 120 km/h durch die Stadt. Natürlich habe ich vor Ort auch Patienten versorgt und mit dem Notarztteam zusammen gearbeitet.
Braucht man einen speziellen Führerschein, damit man Rettungswagen fahren darf?
Herr Jurgeleit: Ich brauchte eine spezielle Erlaubnis Menschen befördern zu dürfen, den musste ich nur beim Amt beantragen und habe in dann nach zwei Wochen bekommen. Zumindest war das vor 10 Jahren so. Kann sein, dass sich da zwischenzeitlich wieder etwas geändert hat.
Wo haben Sie gearbeitet?
Herr Jurgeleit: Ich habe wie oben schon erwähnt bei einem privatem Rettungsdienst gearbeitet, dieser war in Wangen im Allgäu.
Was war Ihr schlimmster Einsatz?
Herr Jurgeleit: Ich fand es immer schlimm, wenn kleine Kinder an irgendwelchen Unfällen oder Ähnlichem beteiligt waren, denn die waren eigentlich immer unschuldig und es tut auch besonders weh, das zu sehen und mitzuerleben. Spektakuläre Einsätze gab es natürlich auch. Das Krasseste, woran ich mich noch immer erinnern kann, war ein Selbstmord – Kopfschuss mit einer Schrotflinte. Der Raum war da echt ziemlich rot…
Könnten sie sich vorstellen, hauptberuflich als Sanitäter zu arbeiten?
Herr Jurgeleit: Nein eher nicht, denn Lehrer ist der Beruf, den ich haben möchte. Als Sanitäter sieht man sehr viel, was einem dann noch nachgeht. Bei mir war das glücklicherweise nicht so. Sobald ich die Uniform ausgezogen hatte und daheim war, war alles Gesehene einfach auch abgeschlossen. Andere Kollegen, die dies nicht konnten, habe die Ausbildung oder den Zivildienst abgebrochen. Außerdem kann einen das ständige Patienten-auf-der-Trage-Schleppen körperlich ziemlich kaputtmachen: Kniescheiben, Bandscheiben, Wirbelsäule. Das ist der Job dann doch nicht wert.
Können sie Blut sehen?
Herr Jurgeleit: Wenn’s ernst ist, ja, aber blutige Horrorfilme kann ich mir lustigerweise nicht ansehen. Da ekel ich mich zu Tode. 😀
Wie fahren sie Auto nach den Erlebnissen als Sanitäter?
Herr Jurgeleit: Sehr, sehr vorsichtig und defensiv. Ich denke immer für andere Verkehrsteilnehmer mit, da ich ja sehr genau weiß, wie schnell etwas Schlimmes passieren kann.Aber ich fahre trotzdem Motorrad. Den Spaß lasse ich mir dann doch nicht nehmen.
Vielen Dank für das ausführliche Interview!