Erfahrungen aus dem Schulalltag
Zwischen den Pfingst- und Sommerferien 2011 sollte das iPad genügend Zeit haben, um seine Tauglichkeit unter Beweis zu stellen. Mit den beschriebenen Apps ausgestattet, wagte ich mich in den Schulalltag.Die erste Änderung, die sich schon vor der Schule bemerkbar machte, war das stark reduzierte Gewicht meines Rucksacks. Ich habe alle relevanten Buchseiten für heute eingescannt und auf das iPad übertragen, genauso die Workbookseiten, Englisch-CDs und meine Filmausschnitte, die ich zeigen will. Auch die Kladden für die verschiedenen Klassen ließ ich daheim. Es fühlte sich schon etwas ungewöhnlich an, mit einem beinahe leeren Rucksack an die Schule zu fahren, aber ich hatte ja alles digital bei mir.
Erste Stunde: In Englisch erweist sich das iPad als sehr praktisch, weil ich – wie bereits erwähnt – die Schulbuch-CD mit den gesprochenen Texten draufgeladen hatte. Das iPad habe ich zuvor mit einem Bluetooth-Lautsprecher verbunden und konnte nun einfach den entsprechenden Track vorspielen.So ist es viel praktischer und sicherer, denn nach der alten Methode hätte ich zuerst die CDs im Lehrerzimmer finden (gelegentlich kommt es vor, dass ein Kollege zur selben Zeit die CDs braucht), im Klassenzimmer den CD-Player aus dem Schrank, anschließen, die CD einlegen und den richtigen Track suchen müssen. Das kann ich mir jetzt alles sparen. Viel komfortabler.
Nächste Stunde: In Deutsch muss ein Arbeitsblatt mit einem Gedicht besprochen werden. Auch hier funktioniert das mit dem iPad besser als bisher: Gedicht auf Folie kopieren, Folie auf OHP legen und mit Folienstiften darauf herumkritzeln und die Annotationen zwischen die Zeilen des Gedichtes oder an den Rand quetschen. Das war einmal.
Zugegeben, ich muss jetzt zwar immer unseren Beamerwagen holen, aber das ist es mir wert, weil die Besprechung auf die neue Weise viel eleganter abläuft: Das iPad wird per Adapter am Beamer angeschlossen. Auf dem Goodreader ist das Arbeitsblatt bereits als PDF geöffnet und schon kann ich mit dem Besprechen beginnen. Ich kann ins Arbeitsblatt hineinzoomen, in unterschiedlichen Farben etwas per AluPen reinschreiben oder Text eintippen, Textstellen unterstreichen, markieren, Rahmen um Textstellen setzen, Symbole wie beispielsweise Pfeile oder Kreise einfügen, um etwas hervorzuheben usw.
Als sehr nützlich erweist sich auch die eingebaute Kamera. Wenn Schüler etwas im Unterricht verfassen, wie beispielsweise eine Einleitung zu einem Aufsatz, fotografiere ich deren Heftaufschriebe einfach ab und werfe sie per Beamer zum gemeinsamen Besprechen an die Wand. Das ist für die Schüler besonders aufschlussreich, ins Heft des Mitschülers blicken zu können. Auch ist es eine Erleichterung für die Mitarbeit, weil die Schüler tatsächlich an der Wand mitlesen können, statt sich nur aufs Zuhören beschränken zu müssen. Die Kamera nutze ich auch oft, um Tafelbilder oder –aufschriebe abzufotografieren, um diese für die nächste Stunde verwenden bzw. darauf zurückgreifen zu können oder ein Handout mit unseren gemeinsam erarbeiteten Ergebnissen daraus zu erstellen. Eine große Hilfe ist das auch, wenn wir in Deutsch „Standbilder“ bauen: Die Schüler begeben sich in ihre Positionen, ich fotografiere die Szenen und wir besprechen sie anschließend in der Klasse, indem ich die gemachten Aufnahmen an die Wand projiziere.
Das einzig störende bei den Aufnahmen war die geringe Qualität der Bilder. Da ich zwischenzeitlich auf „Das neue iPad“ umgestiegen bin, hat sich das Problem erledigt, weil die Kamera viel leistungsstärker ist und die Aufnahmen nicht mehr so verrauscht sind.
Auch das Abspielen von Videos ist kein großes Problem mehr. Früher war ein schuleigener Laptop am Beamer angeschlossen, auf den man sich aber nie verlassen konnte, ob er auch überhaupt funktionierte bzw. die Videodateien überhaupt abspielte. Dem iPad ist es nahezu egal. Ich spiele die Videoclips zuhause per iTunes auf, schließe dann nur noch das iPad wie gehabt an den Beamer und schalte meinen Bluetooth-Lautsprecher an und schon können wir uns das Neuste aus den amerikanischen Nachrichten zum Wahlkampf ansehen.
Beinahe egal? Ja! Es kann vorkommen, dass man das eine oder andere exotische Videoformat in AVI oder mp4 konvertieren muss, aber solche Konvertierungsprogramme sind zwischenzeitlich kostenlos im Netz zu haben. Gebraucht habe ich es bisher nur ein einziges Mal, weil das iPad einen Videoclip partout nicht abspielen wollte.
Vorteile habe ich mit dem iPad in vielen Situationen im Lehrerzimmer. Will ein Klassenlehrer von mir wissen, auf welcher Note ein Schüler steht, brauche ich nur ins TeacherTool zu schauen und sehe den aktuellen Stand. Das hatte ich früher nicht, da ich bis dato nur Notentabellen auf meinem Rechner zuhause führte, die Noten aber immer erst zum Halb- oder Schuljahresende genau ausrechnete.
Notizen, Termine und sonstiges, was ich mir früher auf „Denkzetteln“ notierte, tippe ich schnell ins iPad-Notizbuch bzw. den Kalender ein. Habe ich Einladungen zur Gesamtlehrerkonferenz mit der Tagesordnung, fotografiere ich das Papier ab und kann es dann entsorgen. Gleich mehr Übersicht auf dem Schreibtisch.
Haben mehrere Kollegen das TeacherTool, können sie sich auch die Fachnoten einzelner Klassen gegenseitig austauschen. Das ist besonders für Klassenlehrer interessant, da er so einfach alle Noten von den Kollegen einsammeln kann, um einen Überblick über den Leistungsstand der Klasse oder auch einzelner Schüler in den unterschiedlichen Fächern verschaffen. Das ist besonders nützlich, wenn Elterngespräche anstehen, weil man so nicht jedem einzelnen Kollegen ständig wegen jedes einzelnen Schülers hinterher rennen braucht.
Wo wir gerade bei langen Schultagen und iPad-Dauereinsatz sind: Der Akku des iPads hält locker einen achtstündigen Schultag durch und hat dann immer noch Reserven übrig. Meiner Erfahrung nach ermöglicht die eingebaute Stromquelle einen zehnstündigen Dauerbetrieb, danach muss das iPad ans Ladegerät.
Mit der Anschaffung des iPads haben sich auch ein paar Dinge geändert, die die Hausaufgaben betreffen. Eine Kleinigkeit ist, dass ich aktuell nach jeder Schulstunde die Hausaufgaben twittere. So können Schüler (und Eltern) nachschauen, was aufgegeben wurde, wann Klassenarbeiten anstehen oder zurückgegeben wurden.
Außerdem sammle ich Hausaufgaben häufig per Email ein. Die eingeschickten Anhänge wandle ich in PDFs um, die ich in Goodreader annotieren und anschließend zurückschicken kann. Ist also schönes Wetter, setzte ich mich mit dem iPad in ein Café am See, korrigiere und kann die Ergebnisse per Mal an die Schüler zurückschicken. UMTS sei Dank habe ich ja überall Internetzugang.
Auf der nächsten Seite: Das Fazit
[…] https://stauferworld.wordpress.com/2012/06/12/groser-erfahrungsbericht-das-ipad-fur-lehrer/ […]