
Hierzu muss man ganz an den Anfang der „G8-Story“ gehen. 2003 verkündete das Kulturministerium als Lösung für die deutsche Bildungsmisere ein neues innovativeres Bildungssystem. Ein moderner und zeitgemäßer Prototyp der den Lehrstoff der Gymnasiasten an die aktuelle Entwicklung in der Welt anpassen und das Alter der deutschen Abiturienten um ein Jahr verjüngen sollte. Deutschland wollte seine Schüler für die Zukunft und für den globalen Arbeitsmarkt konkurrenz- und wettbewerbsfähig machen. Doch nach der Meinung vieler hat die heutige Mentalität „schneller, besser & weiter“ in unserem Bildungssystem nichts zu suchen. Sowohl Schüler als auch Eltern fühlen sich vom deutschen Bildungssystem und dem damit verbundenen „Turboabi“ betrogen. Kommentare wie „Die Schule bestimmt den Takt meines Lebens“ und „Darf ich überhaupt noch schlafen?“ erschüttern viele Eltern und Kritiker.
Um ein genaues Bild über die Lage des achtjährigen Gymnasium speziell in Pfullendorf zu bekommen wurden hierzu Schüler der Oberstufe im Staufer-Gymnasium interviewt. Beispielsweise beschrieb Sebastian Knott, – Schülersprecher des Staufer-Gymnasiums und im G8-Jahrgang, den Gesamteindruck über das achtjährige Gymnasium positiv. „Wie es an anderen Schulen ist weiß ich nicht. Jedoch denke ich, dass gerade hier in Pfullendorf das achtstufige Gymnasium funktioniert.“ meinte Sebastian hierzu. Beispielweise sei der Zusammenhalt zwischen G8ern und G9ern in den wenigen Monaten des Zusammenlernens und Zusammenarbeitens sehr gestiegen. „Wir fühlen uns jetzt als Einheit und gehen zusammen auf unser Abitur zu.“. Dies sehen Konstantin Müller und Stephan Wenk, die sich ebenfalls im G8-Jahrgang befinden, genauso. Allerdings würde es in bestimmten Fächern schon gewisse Leistungsunterschiede geben. „Man merkt einfach, dass die G9er in den Hauptfächern noch ein gutes Stück vor uns liegen.“ so Stephan, „Beispielsweise ist es in Englisch extrem schwer an den Wortschatz der G9er heranzukommen. Sie sind viel vertrauter mit dieser Sprache und ihr Englisch wirkt nicht so brüchig und abgehackt wie unseres. Da merkt man halt schon was ein ganzes Jahr so bedeutet.“. Laut Konstantin merke man diesen Leistungsvorsprung jedoch nur in den Hauptfächern „Vor allem in den zweistündigen Fächern sind wir mindestens genauso gut wie die G9er. Ich denke, dass wir in Gemeinschaftskunde vielleicht sogar gewisse Vorteile haben.“ . Seiner Meinung nach haben sich jedoch auch die Wissensdefizite in den Hauptfächern gelegt „Ich denke nach anfänglichen Startschwierigkeiten hat sich jeder G8er so richtig ins Zeug gelegt und kommt jetzt in den meisten Fächern mindestens an die G9er heran. Dieses Wissensdefizit war nur ein Anfangsproblem was sich jetzt gelegt hat. Die zukünftigen G8er werden einfach nicht mehr das Problem haben mit den G9ern verglichen zu werden. Mit viel Fleiß ist der komprimierte Lehrplan gut zu schaffen auch wenn dies viel Freizeit verschlingt. Hierbei muss man es sich einfach verdient haben das Gymnasium zu besuchen und eine gewisse Arbeitsmoral an den Tag legen.“. Schulstress gehört demnach für Konstantin einfach zum Alltag „Man orientiert sich während der ganzen Woche nur an der Schule. Dann kommt es eben schon mal vor, dass man keine Zeit für Freunde oder für das Fußballtraining hat. Oftmals ist man auch zu unmotiviert nach der Mittagsschule und dem Lernen noch etwas zu unternehmen. Dann bleibt man lieber zu Hause und ruht aus.“. G8 wird aber auch von vielen Eltern als zu zeitaufwändig gesehen. Viele Eltern meinen, dass ihre Kinder nicht mal genügend Zeit zu Essen hätten wenn sie abends heimkommen und dann auch noch in das Fußballtraining gehen würden. Da bleibt die Frage, ob dieser Stress wirklich notwendig ist um ein Jahr früher in die Berufswelt einzutauchen um dort wieder genauso stressig fortzufahren. Rein von der Leistung hinken die G8er in den Hauptfächern immer noch um ein bis drei Notenpunkte hinterher. Jeder sehen nicht alle das achtjährige Gymnasium gegenüber dem neunjährigen Gymnasium im Nachteil. Nach Sebastian wird G8 in den nächsten Jahren zu einem „Mustersystem“ aufblühen. „Das Kulturministerium hat jetzt die Möglichkeiten vom ersten G8-Jahrgang zu lernen. Sich unsere Probleme anzuhören und diese dann aus der Welt zu schaffen gehört in den nächsten Jahren zu ihren Aufgaben. Beispielsweise könnte man den Schulstoff noch mehr konkretisieren um den Schülern ein bisschen Stress abzunehmen. Man muss schauen wie man das Modell G8 einfach noch mehr verbessern kann um unser Schulsystem auch mit anderen Ländern wie beispielsweise aus dem skandinavischen Bereich konkurrenzfähig zu machen und um den Schülern den Weg zum Abitur noch ein Stück leichter zu machen. Dies hätte dann Vorteile für uns Schüler, aber auch für ganz Deutschland“, so der Schülersprecher des Staufer-Gymnasiums.
Ob das achtjährige Gymnasium dann auch wirklich gut für Deutschland ist wird man erst in den nächsten Jahren erkennen können. Und wenn sich G8 als Reinfall bewahrheiten sollte, wird man die Lawine dieses Bildungssystems nicht mehr aufhalten können. Theoretisch hatte G8 nur gute Absichten und galt als innovative Idee. Doch man hat die Konsequenzen dieser Reform außer Acht gelassen. Der Doppeljahrgang mit G8 und G9 hat sich als großes Problem dargestellt, dass es erst mal zu lösen gilt. Doch die weiteren G8-Jahrgänge werden dieses Problem nicht mehr haben. Sie können sich dann über ein Jahr weniger Schulzeit freuen um dann den „Kampf“ mit der modernen Arbeitswelt zu beginnen. Das achtjährige Gymnasium galt anfangs als Prototyp um Deutschland aus der Bildungsmisere zu führen. Wenn die jetzigen Schwierigkeiten überwunden werden, gilt das achtjährige Gymnasium als Hoffnungsträger unserer heutigen Wissensgesellschaft. Mehr werden wir dann am 29. Juni 2012 wissen.
