Teamvorstellungen

Na’vi (Natus Vincere – lat. Geboren um zu siegen)

Das Ende 2010 gegründete Team aus der Ukraine sorgte für einen Sensationserfolg beim Internatinal 2011.
Das Ende 2010 gegründete Team aus der Ukraine sorgte für einen Sensationserfolg beim International 2011.

Natus Vincere – oder auch Na’Vi – sind ein ukrainisches Dota2-Team, das spät im Jahre 2010 gegründet wurde. Es ist aber kein rein ukrainisches Team. Einer der Jungs stammt aus Estland, ein anderer ist sogar Deutscher. Der Clan existierte bereits seit 2009, konzentrierte sich jedoch eher auf Counterstrike. Das Dota2-Team wurde kurzfristig aus dem Boden gestampft, was es jedoch nicht davon abhielt, sich im Jahre 2011 durch sämtliche Qualifier-Matches zu prügeln und am Ende mit einer 100%igen Siegesbilanz dazustehen. Kein. Einziges. Match. Verloren!
Die Situation beim International 2011 war vertrackt. Damals wie auch heute sind etwa die Hälfte der Top Ten Teams asiatischer Herkunft, hauptsächlich aus China. Jeder glaubte fest daran, dass ein chinesisches Team die Trophäe mit nach Hause nehmen würde. Na’vis Konkurrent kristalisierte sich beim Turnier recht bald heraus: eHome, die chinesische Mannschaft, die ebenfall kurz vor dem International aus den besten nationalen Spielern zusammengestellt wurde. Auch sie hatten eine 100%ige Gewinnrate bei den Qualifikationsspielen.
Im Finale trafen die beiden Teams in mehreren furiosen Matches aufeinander und am Ende stand der Sieger fest:  der Außenseiter Na’Vi gewann das erste International-Turnier und nahm das Preisgeld von einer Million Dollar mit nach Hause.
Na’Vi wurden so auf einen Schlag weltberühmt: Die Drachentöter aus der Ukraine avancierten zu Sympathieträgern und Ikonen der eSports-Liga. Sie haben mehreren brandgefährlichen asiatischen Teams getrozt und zur Erleichterung vieler eSportfans sind wider Erwarten keine Asiaten Weltmeister geworden, weil das Finalergebnis eine totale Überraschung war und alle Prognosen über den Haufen geworfen hat. Das favorisierte Team wurde von einem kleinen Außenseiter aus der Ukraine geschlagen. Es war sensationell!
Na’Vi wurden zu einem, wenn nicht sogar DEM erfolgreichsten Dota2-Team aller Zeiten. Zwischenzeitlich sind Na’vi jedoch aus der Top Ten der Weltrangliste gerutscht. Mit dem 11. Platz wurden sie gerade noch so zum kommenden International-Turnier eingeladen, ohne dass sie die regionalen Qualifier durchlaufen müssen.

Die Pop-Ikone der westlichen Dota2-Szene schlechthin: Danylo "Dendi" Ishutin von Na'vi
Die Pop-Ikone der westlichen Dota2-Szene schlechthin: Danil „Dendi“ Ishutin von Na’vi.

Ein Spieler fällt bei den Na’Vi wiederum besonders auf: Dendi (geb. 1989). Sein persönliches Schicksal ist wohl eines der bewegendsten in der Dota2-Szene. In ärmlichen Verhältnisen aufgewachsen, schenkte seine Oma seiner Familie Ende der 1990er einen Computer. Dendi vernachlässigte zu Gunsten des Computerspielens und zum Bedauern seiner Eltern das Klavierspielen und steckte viel Zeit in das neue Hobby. Die Schule litt nicht sonderlich darunter. Dendi hat zwischenzeitlich auch sein Hochschulstudium abgeschlossen. Als etwa Fünfzehnjähriger spielte er auf Lan-Parties bereits Dota1, aber da er noch aussah wie zwölf, wurde er zunächst von niemandem ernst genommen. Auf dem Schlachtfeld nahm er jedoch alle auseinander und bald kannte jeder seinen Namen.
Dendi wäre wahrscheinlich nie zur professionellen Spielszene gekommen, wenn das Schicksal ihm nicht einen grausamen Streich gespielt hätte: Bei seinem Vater wurde Krebs diagnostiziert. Obwohl die Chancen auf Heilung recht gut standen, ging es mit ihm rapide bergab und er verstarb innerhalb kürzester Zeit. Er hinterließ seine zwei Söhne, eine Tochter und seine Frau, die zunächst nicht wussten, wie es ohne das Familienoberhaupt weitergehen sollte. Danil traf es besonders hart: Laut einem Interview mit Dendis Mutter waren er und sein Vater wie beste Freunde, beinahe wie Seelenverwandte.
Nach dem Tod seines Vaters vergrub sich Dendi immer mehr im Spiel; auch in Interviews betonte er immer wieder, er wollte damals so die Welt und den Schmerz vergessen. So kam es, dass er einer der besten und erfolgreichsten Dota2-Spieler wurde. Und auch einer der reichsten. Zum Vergleich: In der Ukraine braucht man ca. 300 Euro im Monat, um eine durchschnittlich große Familie durchzubringen. Dendi hat bisher Preisgelder in einer geschätzten Höhe von einer halben Million Dollar bei 38 Turnieren erspielt und ist damit der viertreichste Dotaspieler der Welt. Werbe- und Sponsoringverträge sind hierbei nicht eingerechnet. Alles in allem sollte Dendi aber zwischenzeitlich locker Millionär sein. Bei solch einem bewegenden Schicksal gönnt man es ihm von ganzen Herzen.
Ein ähnliches Schicksal hat auch Clinton „Fear“ Loomis (geb. 1988) von den Evil Geniuses hinter sich. Und genau dieses Team schauen wir uns als nächstes an.

Evil Geniuses

Der Mutterclan wurde bereits 1999 in Nordamerika gegründet und gilt dort als unbestrittener Platzhirsch in sämtlichen Ligen und Computerspielen: Quake Live, Starcraft II und World of Warcraft sind ihre Steckenpferde; Dota2 kam am 3. Dezember 2009 hinzu.  Sofort nach der Dota2-Teamgründung stürmten sie ungeschlagen beim wichtigsten nationalen Turnier auf Platz eins und wiederholten selbiges auch ein Jahr später, jedoch mit zwei Niederlagen.

Das Dota2-Team Evil Geniuses (EG). Clinton "Fear" Loomis, der zwischenzeitlich ehemalige Teamkapitän ist in der Mitte zu sehen.
Das Dota2-Team Evil Geniuses (EG). Clinton „Fear“ Loomis, der zwischenzeitlich ehemalige Teamkapitän, ist in der Mitte zu sehen.Neben drei Amerikanern spielt auch noch ein Kanadier und ein Schwede mit.

Clinton „Fear“ Loomis sticht bei diesem Team besonders heraus, auch wegen seiner persönlichen Geschichte. Er begann zwar seine Spielerkarriere bei den Evil Geniuses, aber die amerikanische Spielszene erlebte eine Zeit der Instabilität und er war gezwungen, auf europäische Teams auszuweichen. Diese nahmen ihn mit einem Handkuss auf, galt er zu der Zeit doch als DER beste amerikanische Dota2-Spieler. Nach einiger Zeit schloss sich Fear sogar wieder den Evil Geniuses an, die mit Hilfe eines Sponsors wieder auf die Beine gekommen waren. Jedoch hielt das Sponsorship nicht lange und Fear suchte sich abermals ein europäisches Team. Zur Zeit der ersten Qualifier zum International-Turnier 2011 schloss er sich OnlineKingdom an. Das stellte jedoch sein Privatleben mächtig auf den Kopf: Fear, ohne Vatr aufwuchs, lebte seit jeher bei seiner Mutter auf dem Land. Sie kümmerte sich trotz knapper finanzieller Mittel rührend um ihre Kinder, aber sie hasste seine Computerspielerei und fürchtete, aus ihm würde nie etwas werden. Er interessierte sich nicht für die Schule, nicht für einen Job. Die Situation spitzte sich dann zu, als er mit OnlineKindom intensiv auf die Qualifier trainierte. Das trieb seine Mutter zur Weißglut. Nach den erfolgreichen Qualifikationsspielen und vor der Reise nach Köln eröffnete ihm seine Mutter, er habe auszuziehen und sollte das in Angriff nehmen, wenn er aus Europa zurückkommt.
Fear setzte also alles auf eine Karte: Eine Profikarriere als Dota2-Spieler. Leider lief das International-Turnier nicht wie erwartet: Sie flogen im Achtelfinale raus, bekamen immerhin noch 25.000 Dollar. Es war natürlich nicht die erhoffte Million, aber Fear kam mit der Gewissheit aus Europa zurück, dass eine Spielerkarriere genau die richtige Entscheidung für sein Leben sein würde. Spätestens, als im US-amerikanischen Fernsehen über ihn berichtet wurde und er sich die Nachrichten mit seiner Mutter vor dem Fernseher sitzend ansah, konnte sie Verständnis für ihn und sein Hobby aufbringen.
Fear zog dennoch aus: mit ein paar Clankollegen bezogen sie ein Trainingshaus, trainierten nahezu rund um die Uhr und nahmen an allen größeren Turnieren teil. Zwischenzeitlich ist Fear auch wieder bei den Evil Geniuses gelandet. Der Clan hat sich neu aufgestellt und kam wieder auf die Beine. Fear wurde eine Zeitlang sogar Teamkapitän, jedoch trat er aufgrund von Streitereien den Posten ab.
Die Evil Geniuses waren bis vor drei Tagen das weltbeste Dota2-Team, belegten den ersten Platz auf der Weltrangliste, wurden aber vom chinesischen Allstar-Team Newbee verdrängt, das sich gerade wie eine Dampfwalze durch sämtliche wichtigen Turniere rollt und die Szene auf den Kopf stellt. Die Chinesen haben einen neuen Drachen, und der ist furchtbar beißwütig.

Mousesports, die Hoffnung aus Deutschland

Das aus Deutschland stammende Team sorgte bei den European Qualifiern 2014 mit dem ersten Platz für eine Sensation.
Das aus Deutschland stammende Team sorgte bei den European Qualifiern 2014 mit dem ersten Platz für eine Sensation.

Vom 24.5. bis zum 27.5. liefen die europäischen Regionalqualifier für das International-Turnier. Neben fünf russischen, drei skandinavischen, einem belarussischen und einem kasachischen Team waren auch die Jungs von Mousesports dabei. Der Clan hat zwar deutsche Wurzeln und sitzt seit der Gründung 2002  in Berlin, das Dota2-Team jedoch ist recht international. Neben den beiden Deutschen Adrien „Fata“ Trinks und Pascal „paS“ Lohmeier sind noch der Amerikaner Arif „MSS“ Anwar, der Däne Rasmus „MiSeRy“ Filipsen und der Schwede Per Anders „Pajkatt“ Olsson Lille dabei, der 2011 mit seinen 16 Jahren beim International als einer der jüngsten Spieler überhaupt am Turnier an der Seite von Fear teilgenommen hat.
Zuvor unterhielt der Clan bereits ein sehr erfolgreiches Dota1-Team, das wurde aber wegen Streitigkeiten aufgelöst. Erst 2011 trauten sich Mousesports wieder aufs Dota2-Parkett. Bis das Team aber so stand, wie es jetzt an den Qualifiern teilgenommen hat, dauerte volle drei Jahre und es ist niemand mehr von der Neuformierung aus 2011 dabei.
Das lange Training hat sich aber gelohnt: Mousesports setzten sich im Qualifier gegen 10 andere Teams durch. An den ersten Wettkampftagen wurde „Round Robin“ gespielt, d.h. jedes  Team spielte einmal gegen jedes Team aus der Gruppe. Danach wird in den Bracket-Modus gewechselt: Hier spielen die Teams im Upper und im Lower bzw. Winner und Loser Bracket. Am Ende des Turniers trifft der Gewinner der oberen Brackets gegen den Gewinner des unteren Brackets an.
In dem Fall haben sich Mousesports gegen die Favoriten aus Russland, Rox.Kis und auch Virtus.Pro, sehr gut behauptet, obwohl es zunächst so aussah, als würde nach dem Round Robin Rox.Kis unschlagbar sein.
Jetzt haben es die Jungs von Mousesports aber geschafft: Platz 1 im European Qualifier! Damit haben sie einen sicheren Platz beim International! Wir wünschen ihnen viel Glück und Erfolg!

World Rankings

Dota2WorldRankingsWirft man einen Blick auf die gegenwärtige Weltrangliste, so stellt man fest, dass die Chinesen am stärksten in den zehn besten Dota2-Teams der Welt vertreten sind. Sie stellen immerhin satte fünf Teams, auf Platz eins das bereits erwähnte Hammer-Team NewBee. Das liegt unter anderem daran, dass das Gaming in China ein anerkannter Sport ist und auch zum Volkssport avancierte. Demenstprechend werden die professionellen Spieler auch von Sponsoren und auch vom Staat unterstützt.
Die Evil Geniuses sind vor wenigen Tagen auf den zweiten Platz abgerutscht und noch während des Verfassens des Artikels büßten auch Na’vi einen weiteren Platz ein. Wer das Match am bergangenem Donnerstag gesehen hat, wird sich eingestehen müssen, dass das sympathische Team aus der Urkaine gerade gehörig schwächelt.
Es lohnt sich auch ein Blick außerhalb der Top Ten: Mousesports haben sich seit den European Qualifiern von Platz 23 auf Platz 18 vorgekämpft und gelten als Überraschungskandidat. Ob sie es jedoch mit den Top-Teams beim International aufnehmen können, ist fraglich. Es bleibt also spannend!

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