Donnerstag, 9.15 Uhr, große Pause vor dem Lehrerzimmer

Für dieses Mal haben sich Marie und Madelaine mit Frau Steinmassl verabredet. Sie berichten ihr von den Dingen, die sie wissen.
„Also, das heißt, mein Mann wurde umgebracht? Mit Gift?“, Frau Steimassls Stimme bebt, ihre Augen füllen sich mit Tränen.
„Wann haben Sie denn von der Affäre mit Frau Möhwald erfahren?“
„Vor einer Woche. Ich war am Boden zerstört. Er hat mir aber versprochen, die Affäre zu beenden.“
„Oh, das wussten wir nicht…“, gibt Marie zu.
„Sie hat bestimmt auch das Foto an das schwarze Brett gehängt, um mich lächerlich zu machen und dann meinen Mann aus Rache und Eifersucht umgebracht!“
„Können Sie das denn irgendwie beweisen?“
„Nein, leider nicht“, gibt Frau Steinmassl zu.
„Wo waren Sie denn zur Tatzeit?“
„Ich hatte ein Gespräch mit einer Schülerin aus der Oberstufe in der 10-Minuten Pause, wir haben über ihre GFS geredet und danach hatte ich Unterricht.“
„Was hatten Sie denn für ein Verhältnis zu Frau Stauffert?“, fragt Madelaine weiter.
„Wir waren sehr gut befreundet, wir hatten viel gemeinsam.“
„Gut, vielen Dank für Ihre Hilfe, das war´s fürs Erste!“ Die beiden Mädchen verabschieden sich.
„Ich glaube ihr“, meint Marie als sie hinausgehen, „Wenn die beiden Morde zusammenhängen, was ich glaube, dann hat Frau Steinmassl kein Motiv, Frau Stauffert umzubringen. Und sie war davor auch schon sehr lange mit Herrn Stürmer zusammen, ich glaube, sie hat ihn sehr geliebt.“

    Donnerstag, 12.53 Uhr, Klassenzimmer der 9b

Nach dem Geschichtsunterricht bei Frau Möhwald haben Marie und Elias W. Tafeldienst.
Elias will gerade den Dreck von seiner Kehrschaufel in den Mülleimer werfen, als ihm ein zerknülltes, rosafarbenes Blatt Papier inmitten von Rosenblättern ins Auge springt. Er nimmt es hinaus, faltet es auseinander und liest die in roter, verschnörkelter Schrift geschriebenen Buchstaben vor:

Liebe Franziska,
Seitdem ich Dich das erste Mal an unserer Schule gesehen habe,
verzauberst Du mich mit Deinem Lächeln
und dem Glanz Deiner Augen!
Ich weiß, dass Du im Moment eine Schulter zum Ausweinen brauchst, ich bin immer für Dich da!
In Liebe, Dein Jörg

„Boa! Stinkt das nach Parfüm!“, Elias verzieht angewidert die Nase.
„Was? Zeig mal her“, Marie nimmt ihm den Liebesbrief aus der Hand.
„Wer ist Franziska, doch nicht etwa Frau Möhwald?“, fragt Elias und grinst breit.
„Kann schon sein, nur wer ist Jörg?“, antwortet Marie nachdenklich.
„Bestimmt irgendein Schüler, der sie anhimmelt“, entgegnet Elias.
Schnell macht sich Marie auf den Weg in die Aula, wo Madelaine auf sie wartet.
„Schau dir an, was Elias gefunden hat! Ein Liebesbrief von einem Jörg an eine Franziska, vielleicht Frau Möhwald, die heißt ja auch so mit Vornamen!“
„Was interessiert uns das?“
„Herr Stürmer kann es nicht gewesen sein, der heißt Oliver. Vielleicht ist es ein Schüler oder ein anderer Lehrer?“
„Ja vielleicht, aber ich glaube, sie erwiderte die Liebe nicht, sie hat den Brief ja weggeworfen.“
„Der Absender des Liebesbriefs war wahrscheinlich eifersüchtig auf Herr Stürmer!“
„Eifersucht ist immer ein gutes Mordmotiv.“

    Donnerstag, 13.34 Uhr, Mittagspause

Marie und Madelaine sehen gerade, wie Frau Ebinger zum Lehrerzimmer läuft und nutzen ihre Chance, um herauszufinden, wer Jörg ist. Sie erklären Frau Ebinger ihren Verdacht und werden von ihr ins Rektorat geführt.
Frau Ebinger setzt sich an den Computer und durchsucht die Namen der Schüler nach dem Namen Jörg.
„Es gibt keinen Schüler mit dem Namen Jörg, aber die Lehrer Herr Thorwart und Herr Seelhorst heißen beide Jörg mit Vornamen.“

    Freitag, 8.31 Uhr, in der Aula

Den ganzen Morgen hat es schon geregnet.
Die Freundinnen haben 5 Minuten Pause und sind auf dem Weg zur Toilette. Bevor sie an dem Musikraum 0.02 vorbeilaufen, bekommt Madelaine einen dicken Wassertropfen auf den Kopf, denn bei Regen tropft immer Wasser vom undichten Dach.
Unwillkürlich schaut Madelaine nach oben.
„Madelaine, alles in Ordnung?“, fragt Marie.
„Erinnerst du dich noch an die zwei Schüler, die nachsitzen mussten, von denen uns Frau Ebinger erzählt hat?“
„Die beiden aus der 7. Klasse?“
„Ja, genau die.“
„Die haben doch die Aula gereinigt.“
„Ja. Und von hier kann man alles sehen. Das Sekretariat, das Lehrerzimmer und alle, die hier vorbeilaufen.“
„Dann hat einer der beiden vielleicht den Mörder gesehen!“

    Freitag, 9.17 Uhr, große Pause

Marie und Madelaine machen sich auf die Suche nach Lisa A. Und David S.
Als sie die beiden gefunden haben, fragen sie: „Ist euch letzte Woche Mittwoch beim Nachsitzen etwas aufgefallen?“
„Was meint ihr?“, fragt David.
„Habt ihr zufällig Herrn Stürmer und Frau Möhwald vor dem Sekretariat gesehen?“
„Ja, ich kann mich daran erinnern, dass die beiden dort miteinander geredet haben“, antwortet David.
„Stimmt! Dann ist Frau Möhwald gegangen und Frau Stauffert gekommen. Sie hat noch ein paar Worte mit Herr Stürmer gewechselt und ist anschließend nach unten gegangen zu den Biologieräumen, während Herr Stürmer die Treppen hinaufgelaufen ist“, fügt Lisa hinzu.
„Ist euch sonst noch etwas aufgefallen? War noch irgendjemand da?“, fragt Madelaine weiter.
„Moment, da war noch dieser Physiklehrer, Herr Thorwart glaube ich, der hat zuerst Frau Möhwald und Herrn Stürmer beobachtet und ist dann hektisch nach unten gerannt. Aber sonst ist mir…“
„Herr Thorwart sagst du? Gut, danke!“

Als die beiden Freundinnen außer Hörweite sind, sagt Madelaine: „Jetzt macht alles einen Sinn! Herr Thorwart wollte von Anfang an Herrn Stürmer aus Eifersucht umbringen, nachdem er von der Beziehung zwischen Herrn Stürmer und Frau Möhwald durch das Foto am schwarzen Brett erfahren hat. Den Mord hatte er schon länger geplant und hatte sich mithilfe des Toxikologiebuches informiert und die Sachen bereitgestellt. Dann hat er zufällig das Gespräch vor dem Sekretariat belauscht. Er wollte seine Chance nutzen und dachte, dass Herr Stürmer in den Biologieraum 2 gehen würde. Aber er hat das Gespräch zwischen Frau Stauffert und Herr Stürmer nicht mehr mitbekommen und er hat die falsche Person getötet.“
„Aber wieso waren die Sicherungen draußen und der Raum abgeschlossen?“
„Ist doch klar! Herr Thorwart hat alles vorbereitet, ist dann in den Biologieraum 1 gegangen und hat den Biologieraum 2 abgeschlossen, hat gewartet, bis sein Opfer in den Raum gegangen ist und ist nach draußen auf den Flur, um auch noch die Haupttüre des Raumes abzuschließen, in dem sein Opfer war, damit es nicht mehr fliehen konnte. Und es war dunkel, somit konnte man das Brom nicht gleich sehen. Als er dann gemerkt hat, dass er die falsche Person umgebracht hatte, hat er einen neuen Weg gesucht, um Herrn Stürmer umzubringen und hat sich noch einmal das Toxikologiebuch vorgenommen, daher auch die Spuren eines Männerschuhs in der Bibliothek, und hat sein eigentliches Opfer mit Zyankali vergiftet, um freie Bahn bei Frau Möhwald zu haben“, schließt Madelaine ihre Schlussfolgerungen.
„Stimmt, das macht Sinn. Aber wie können wir das beweisen?“
„Wir könnten uns mal im Physiklabor umsehen….“

    Montag, 13.02 Uhr, Mittagspause

Herr Thorwart ist gerade in der Mensa beim Mittagessen und Marie und Madelaine verschaffen sich, mit ihrem gestohlenen Generalschlüssel Zutritt zum Physiklabor. Sie durchwühlen Herrn Thorwarts Sachen. Plötzlich ruft Marie ihrer Freundin zu: „Schau dir das an, Madelaine! In einer Aktenmappe habe ich Kopien aus dem Toxikologiebuch gefunden! Und zwar genau die Seiten über Brom und Zyankali! Also wenn das kein Be…“
„Was macht ihr denn hier?“, Herr Thorwart ist zur Tür hereingekommen, „Und warum habt ihr meine Aktenmappe in der Hand und…“ Als er die Kopien sieht wird er kreidebleich im Gesicht und seine Unterlippe beginnt zu beben.
„Wir wissen, dass Sie der Mörder sind.“
Herr Thorwart starrt sie entgeistert an, macht auf dem Absatz kehrt und rennt hinaus.

    Dienstag, 7.39 Uhr, vor der Schule

Marie und Madelaine gehen zur Schule. Auf dem Schulhof steht eine große Gruppe von Schülern in einem Kreis, mit entsetzten Gesichtern, kopfschüttelnd, manche weinen sogar.
Die beiden drängen sich nach vorne. Geschockt bleiben sie stehen. Herr Thorwart liegt dort, tot, mit einer Schusswunde an der Schläfe, man kann sehen, dass er vom Dach gestürzt ist. Neben ihm liegt ein rosa farbiger Zettel, auf dem in roter Schnörkelschrift geschrieben steht:

Es war doch nur aus Liebe

ENDE

von Natalie Utz & Jana Ammann (Klasse 9b)

2 Gedanken zu „Es war doch nur aus Liebe“

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