I.Was ist Cyberpunk?
Dies ist wohl die älteste Frage des Genres und die am häufigsten gestellte, wenn man den Begriff „Cyberpunk“ zum ersten Mal hört. Man muss viel recherchieren, um diese Frage treffend zu beantworten, jedenfalls musste ich das. Letztendlich bin ich zu folgendem Entschluss gekommen:
Cyberpunk ist eine Sub-Genre oder besser, eine Nische des Science-Fiction, welches seiner Zeit weit voraus war, jedoch mit einem Satz unmöglich zu beschreiben und definieren. Cyberpunk spielt in naher Zukunft. Es gibt das Bild einer von Konzernen und großen Mächten erdrückten Welt wieder, in der die Menschen leben: stetige Gewalt, Drogen, implantierte Chips, Braindance (eine digitale Aufzeichnung von Erinnerungen / Erlebnissen einer anderen Person aus deren Sicht) und die „Matrix“ prägen ihr Leben. Sie nennen es Cyberpunk – ein Begriff zusammengesetzt aus CYBERNETICS / KYBERNETIK (die Wissenschaft der Steuerung und Regelung von Maschinen, lebenden Organismen und sozialen Organisationen) und PUNK (eine rebellische Musikbewegung, die in den 1970ern in New York und in London entstand).
Die Gesellschaft in Cyberpunk ist grundsätzlich dystopisch und gewalttätig, was daher kommt, dass die Konzerne allgegenwärtig sind, die Regierungen existieren nur noch pro forma und auf der Straße, vor allem in den „Kampfzonen“, herrscht das recht des Stärkeren.. oder des besser Bewaffneten. Von daher steht die Bevölkerung ständig unter Druck und Angst. Der Hauptzweck des Cyberpunk war trotzdem nicht, eine völlig weltfremde Zukunftsvision darzustellen, obwohl es natürlich eine ist, sondern die bereits existierenden sozialen, ökonomischen und politischen Strömungen weiterzuentwickeln, zu verstärken und zu beleuchten.
„Unser Spiel ist die Wirklichkeit!“, schrieb Michael Nagula, ein berühmter deutscher Science-Fiction-Autor im Nachwort von „Schismatrix“ und meint exakt das damit.
Cyberpunk bietet im Großen und Ganzen keine polierte Fassade, nur noch verschmutze und zwielichtige Gestalten, die in dunklen Gassen hocken, einzig und allein zusammengehalten von künstlichen Körperteilen und technischen Prothesen – der Cyberware. Als Gehirn nicht mehr als ein Chip, der sie steuert. Anstelle von Augen Cyberlinsen, die Informationen liefern. Ihre Welt ist kaputt und dreckig.
Wird unsere auch so enden?
Kritiker behaupten, dass Cyberpunk undefinierbar sei, dabei kann man die wesentlichen Elemente gut erkennen. Zum einen werden im Cyberpunk die Folgen einer neo-liberalen Wirtschaftspolitik stark sichtbar, der Unterscheid zwischen Arm und Reich wird stärker – führt zu Gewalt und die Medien werden kommerzialisiert. Das zweite Element ist die Realitätsflucht, die Menschen versuchen durch Drogen, Virtual-Reality, Sex oder Fernsehen der harten Welt zu entkommen. Das letzte Element beinhaltet Transhumanismus und dessen zwangsläufige Verbindung zur Technik. Dies ist wohl das bedeutendste Element im Cyberpunk, denn hier wird erfolgreich versucht, den Mensch mittels Gentechnik und Cyberware zu verbessern. Der Mensch und dessen Geist wird immer mehr zu Maschine. Doch was schnell klar wird ist, dass das Versprechen eine durch Technologien verbesserte Welt zu schaffen, nicht eingelöst wurde.
Cyberpunk hat viele Aspekte und lässt sich in unterschiedliche Elemente definieren, doch diese Aspekte allein stehen nicht für Cyberpunk. Nur in Kombination machen sie Cyberpunk zu dem was wir kennen und was es wirklich ist! So kann man sagen, Cyberpunk ist Science-Fiction, aber Science-Fiction ist nicht Cyberpunk!
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